Nach dem gestrigen Warnstreiktag wurden die Streiks heute, zur fünften Verhandlungsrunde, noch einmal deutlich ausgeweitet. Neben Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen, wo teilweise bereits seit Montag insgesamt mehr als 1.000 Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeit niedergelegt haben, befinden sich heute auch Redaktionen in Niedersachsen und in Schleswig-Holstein im Ausstand.
In Braunschweig haben sich kurz vor Beginn der Verhandlung in Berlin über 50 Streikende von Braunschweiger Zeitung, Hannoversche Allgemeine Zeitung, Neue Presse und den Madsack Medien Ostniedersachsen aus Wolfsburg zu einer Streikdemo mit anschließender Kundgebung versammelt.
Die Nürnberger Nachrichten drucken heute zwar kein Tagesthema zum Journalistenstreik, so wie gestern die Frankfurter Rundschau, aber immerhin eine halb versteckte, solidarische Botschaft an ihre streikenden Kolleginnen und Kollegen. Auf einer ganzen Seite präsentieren sie Kinofilme, die mit Streik zu tun haben und teilen ihren Leserinnen und Lesern auch mit, warum: „Weil die Redaktion dieser Zeitung oder zumindest Teile von ihr heute nämlich streiken.“
Zum Verhandlungsort in Berlin sind heute außerdem 17 junge Redakteurinnen und Redakteure aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und von der Ostsee gereist, um die Forderungen der Gewerkschaften, insbesondere nach einer Mindesterhöhung um 200 Euro für Berufseinsteiger*innen, zu unterstützen und den Verlegern ein gemeinsames Manifest zu überreichen. „Wir sind in den Journalismus gegangen, weil wir an ihn glauben und dafür arbeiten wollen, dass er eine Zukunft hat. Man könnte sagen, es ist Leidenschaft. Nur: Irgendwann reicht auch die größte Leidenschaft nicht mehr aus. Wenn unsere Arbeit nicht wertgeschätzt wird, auch in Form von Geld, dann gehen wir“, heißt es darin.
Die jungen Journalistinnen und Journalisten erinnern die Verleger auch an ihren gesellschaftspolitischen Auftrag. Denn in Zeiten, in denen der Journalismus von allen Seiten angegriffen wird, brauchen diese umso mehr gut ausgebildeten Nachwuchs, der das Vertrauen der Leserinnen und Leser zurückgewinnt. Dabei haben die jungen Kolleginnen und Kollegen deutlich gemacht, dass sie durchaus keine Traumgehälter erwarten. Aber sie wollen wertgeschätzt werden und warnen die Verleger: „Nehmen Sie unseren Idealismus nicht für selbstverständlich. Denn wir werden das sinkende Schiff im Notfall verlassen. Versuchen Sie nicht länger, den Journalismus kaputtzusparen. Sonst müssen Sie bald alleine an Ihrer Zukunft schrauben.“