Große Streikaktion mit dju-Redner in Hannover

12.04.2018

 

12. April 2018 große Demonstration mehrerer Branchen - Auch Zeitungsjournalist_innen dabei

Bei der Demonstration von Öffentlichem Dienst, Telekom und Tageszeitungsjournalist_innen vor der Oper in Hannover sprach auch dju-Vizevorsitzender Peter Freitag zu den rund 10.000 Demonstrant_innen über die Tairfverhandlungen für Tageszeitungsredaktionen. Die vierte Tarifrunde war am 9. April ohne Ergebnis auseinandergegangen. Die nächsten Verhandlungen der Tarikommission der dju in ver.di mit dem DJV und den Verlegern des BDZV sind für den 25. April geplant.

Hier ist Peter Freitags Rede im Wortlaut:

"Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich darf euch die solidarischen Grüße der Journalistinnen und Journalisten in ver.di überbringen. Wir haben in den vergangenen Wochen intnsiv darüber informiert, warum ihr auf die Straße geht und wofür ihr kämpft. Die Redakteurinnen und Redakteure und die freien Journalistinnen und Journalisten in den Zeitungsredaktionen berichten über e ure Arbeitsbedingungen, über die Belastungen und vielfältigen Anforderungen, mit denen ihr täglich konfrontiert seid, und über eure Forderung nach einer angemessenen Tarifsteigerung.

Auch die rund 13.000 Journalistinnen und Journalisten in den Redaktionen der Tageszeitungen sind gerade in einer Tarifauseinandersetzung. Wir fordern für festangestellte und freiberufliche Kolleginnen und Kollegen eine Erhöhung der Gehälter und Honorare um 4,5 Prozent, mindestens aber um 200 Euro im Monat.

Für unsere Forderungen streiken seit vergangener Woche viele Zeitungsredaktionen - oft Seite an Seite mit unseren ver.di-Kollegen aus dem öffentlichen Dienst.

Aus den Zeitungen erfahrt ihr von unserem Arbeitskampf allerdings nur selten etwas. Die Manager in den Zeitungsverlagen wollen vermeiden, dass die Verhältnisse in ihren Häusern öffentlich diskutiert werden. Dann würden unsere Leserinnen und Leser nämlich erfahren, dass sich die Arbeitsbedingungen in den Redaktionen rapide verschlechtern. Auch bei uns sind Dumpinglöhne, Tarifflucht, Outsourcing, Scheinselbständigkeit und sogar Leiharbeit längst an der Tagesordnung. Das gilt auch für den Bereich Niedersachsen-Bremen, wo nur noch elf von 39 Verlagen tarifgebunden sind.

Am Dienstag dieser Woche fand in Frankfurt die vierte Runde unserer Tarifverhandlungen statt. Doch unsere Arbeitgeber, die sich oft schon vor Jahren vom Prinzip der Sozialpartnerschaft verabschiedet haben, weigern sich standhaft, ein Angebot vorzulegen, das diesen Namen verdient.

Sie wollen unsere Kollegen mit Gehalts- und Honorarerhöhungen abspeisen, die sogar unter der Inflationsrate liegen und uns damit dauerhaft von der Einkommensentwicklung in anderen Branchen abhängen. Während sie mit unserer Arbeit weiterhin Gewinne erzielen, die sich mit den Renditen in vielen anderen Branchen messen lassen können, muten sie uns seit Jahren Reallohnverluste zu und daran soll sich, wenn es nach ihnen geht, auch in Zukunft nichts ändern. Und als ob das nicht schon Geringschätzung genug ist, provozieren sie uns, indem sie im gleichen Atemzug anbieten, dass wir doch Dienstfahrräder bekommen könnten.

Genauso skandalös ist, wie Verlage mit freien Journalisten umgehen, ohne deren Arbeit vor allem die Lokalteile der Zeitungen sehr dünn wären. Hier zahlen die meisten Verlage beschämend mickrige Honorare, obwohl sie sich vertraglich zu deutlichen Honor ar-Erhöhungen verpflichtet haben. Rechnet man die Text- und Fotohonorare vieler Freiberufler in Stundenlöhne um, dann kommt da ganz oft weniger als der gesetzliche Mindestlohn raus.

Es geht bei unserem Arbeitskampf natürlich um Geld. Es geht aber auch um Wertschätzung für journalistische Arbeit, die für den Erhalt und die Zukunft unserer Demokratie ebenso unverzichtbar ist, wie ein funktionsfähiger öffentlicher Dienst.

Das gilt gerade im Zeitalter der Digitalisierung mit ihrer Schwemme an Informationen, wo wir mit kleingesparten Redaktionen und überlasteten Kollegen trotzdem rund um die Uhr auf allen Kanälen gute journalistische Inhalte verbreiten sollen. Dafür wollen wir eine adäquate Erhöhung der Honorare und Gehälter und überproportional mehr Geld für den journalistischen Nachwuchs, der sonst nämlich abzuwandern droht.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, viele von Euch sind vermutlich Zeitungsleser. Wir Journalistinnen und Journalisten würden uns freuen, wenn ihr die Verlage wissen lasst, dass euch nicht egal ist, unter welchen Bedingungen die Redaktionen dort arbeiten, wenn ihr unseren Arbeitgebern sagt, dass guter Journalismus nur für gute Gehälter und Honorare zu haben ist.

Denn wir sind es wert!"

Im Rahmen der Demo sprach auch ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske zu allen Streikenden.