Journalist in Kiew nach Angriff gestorben

19.02.2014

"Reporter ohne Grenzen": Traurige Konsequenz der Gewaltspirale der vergangenen Monate

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" ist schockiert über den Mord an dem ukrainischen Journalisten Wiatscheslaw Weremij. Der Reporter der Tageszeitung Westi wurde in der Nacht auf Mittwoch in Kiew zusammengeschlagen und angeschossen. Wenige Stunden später erlag er seinen Verletzungen. Bei den Protesten wurden seit Dienstag mindestens 29 Journalisten verletzt.

„Dass nun zum ersten Mal ein Journalist bei den Protesten getötet wurde, ist eine traurige Konsequenz der Gewaltspirale der vergangenen Wochen“, sagte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. „Wir fordern eine unabhängige Untersuchung und lückenlose Aufklärung. Die Tat darf nicht ungestraft bleiben wie schon so viele andere Gewalttaten gegen Journalisten in der Ukraine.“

Der 32-jährige Weremij war in der Nacht zum Mittwoch nach stundenlangen Notoperationen in einem Kiewer Krankenhaus gestorben. Nach Angaben seiner Zeitung hatten ihn mehrere Maskierte in Tarnkleidung angegriffen, als er zusammen mit einem Computerspezialisten des Blattes in einem Taxi auf dem Heimweg war. Die Angreifer warfen Molotow-Cocktails auf das Auto, zerrten die Insassen heraus und schlugen auf sie ein. Offenbar konnte sich Weremij sich zunächst losreißen und davonlaufen, wurde aber nach wenigen Metern in den Rücken geschossen.

Weremij hatte wiederholt über die Proteste auf dem Maidan berichtet. Er hinterlässt eine Frau und einen vier Jahre alten Sohn. Am 18. Januar war er bei gewalttätigen Demonstrationen am Auge verletzt worden; seitdem war seine Sehkraft eingeschränkt.

Zu den seit Dienstag Verletzten gehört der Reuters-Fotograf Glib Garanitsch, der von einer Blendgranate getroffen wurde. Der Westi-Fotograf Wolodimir Borodin wurde bei der Räumung einer Straße in der Kiewer Innenstadt von Polizisten der Spezialeinheit Berkut geschlagen, obwohl er eine Weste mit der Aufschrift „Presse“ und seinen Presseausweis sichtbar trug. Er musste seine Kamera, sein Smartphone und mehrere Dokumente abgeben. Auch Sergej Golownjow, ein Journalist des Internet-Fernsehsenders Insider, wurde von Berkut-Polizisten angegriffen. Dabei wurde seine Kamera zerstört.


Allein im Januar 82 Angriffe auf Journalisten

Nach IMI-Angaben wurden in der Ukraine noch nie so viele Angriffe auf Journalisten in einem Monat dokumentiert wie im Januar: Insgesamt zählte das Institut 82 tätliche Angriffe. Im gesamten Jahr 2012 waren es 65 Fälle gewesen. Auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen steht die Ukraine auf Platz 127 von 180 Ländern.

Reporter ohne Grenzen stellt im Rahmen seiner Nothilfearbeit Geld für den Kauf weiterer Schutzkleidung für Journalisten in der Ukraine zur Verfügung. Im Dezember hatte die Organisation schon einmal 150 Jacken und 50 Schutzhelme mit Presse-Aufschrift, 100 Schutzbrillen und rund 300 Atemschutzgeräten finanziert.

n-ost: Bitte um Spenden für die Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine

Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung  n-ost ruft zu Spenden für den ukrainischen ROG-Partner Institut für Massenmedien sowie für den Internet-Fernsehsender Hromadske.tv und die englischsprachige Wochenzeitung Kyiv Post auf – drei Projekte auf, die für unabhängigen und investigativen Journalismus in der Ukraine stehen.

Die dju unterstützt den Spendenaufruf

Unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine bangen um ihr Leben, eine unabhängige Berichterstattung aus den Krisengebieten ist derzeit nur noch eingeschränkt und unter erheblichen Gefahren möglich. 

Hier gibt es über die Internet-Seite von n-ost eine einfache Möglichkeit, sie wirksam und schnell zu unterstützen.

Die dju sagt: "Bitte macht Gebrauch davon!"