Von unserer dju-Kollegin Heike Schrader, Athen
Griechenland hat noch immer keine öffentlich rechtliche Rundfunk und Fernsehanstalt, dafür aber mittlerweile einen Piratensender. Als solchen bezeichneten zumindest die vor einem Monat mit der Schließung der ERT geschassten Angestellten der ehemaligen griechischen Rundfunk- und Fernsehanstalt das neue „Griechische Öffentliche Fernsehen, (Elliniki Dimosia Tileorasi, EDT)“, das am Mittwochmorgen landesweit seinen Betrieb aufnahm. Allerdings nur mit einem Testbild.
Es sei eine Frage „von Stunden bis Tagen“ bis die als Übergangslösung geplante Sendeanstalt auch ein Programm ausstrahle, erklärte der bei der kürzlich erfolgen Regierungsumbildung in Griechenland eigens eingesetzte Minister für Öffentlichen Rundfunk und Fernsehen, Pandelis Kapsis. Dafür sollte ein Teil der ehemaligen Angestellten der ERT in die EDT übernommen werden. Die Gespräche dafür stünden kurz vor dem Abschluss, so der Fernsehminister.
Davon könne keine Rede sein, erklären demgegenüber Vertreter der fast 2700 kürzlich Entlassenen. Erst am Montag war ein Gespräch mit ihnen und Kapsis ohne Einigung zu Ende gegangen. Während die Medienarbeiter auf einem Tarifvertrag und keiner Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen bestehen, will die Regierung diese in Einzelverträgen mit jedem Angestellten extra aushandeln können. Umstritten ist auch die Kontrolle des Senders. Die Medienarbeiter, aber auch Oppositionsparteien und Organisationen der Zivilgesellschaft, fordern eine tatsächlich öffentlich-rechtliche Anstalt. Der von Kapsis dem Parlament vorgelegte Gesetzesentwurf sieht dagegen die Kontrolle durch einen von der Regierung eingesetzten Verwaltungsrat vor.
Wie ein echtes öffentlich-rechtliches Fernsehen im Dienst der Bevölkerung aussehen könnte, zeigen unterdessen weiterhin die ehemaligen Angestellten der ERT. Sie senden nach wie vor aus der von ihnen besetzten Zentrale der ERT in Athen rund um die Uhr über Internet ein vollwertiges Informations- und Unterhaltungsprogramm.