"Nur" noch 44 Journalistinnen und Journalisten in Haft - das ist schon fast eine positive Botschaft für die Türkei, vor wenigen Wochen waren es ein Dutzend mehr. Die Öffentlichkeit hat sich daran gewöhnt, dass in dem Land zwischen Bosporus und Irak viel zu viele KollegInnen nur deshalb in Haft sind, weil sie eine abweichende Meinung in aller Öffentlichkeit vertreten haben. Daran haben auch die aktuellen Konflikte innerhalb der regierenden AKP und die fundierten Korruptionsvorwürfe nichts geändert.
Der von der dju Hessen betreute junge Kollege der Nachrichtenagentur DIHA, Ömer Celik, gehört zu denen, die bereits im Vorjahr nach langen Monaten Untersuchungshaft für die Dauer des Gerichtsverfahrens entlassen wurden. Welche Strafe ihn erwarten kann, zeigt der Fall Füsun Erdogan (nicht verwandt mit dem Ministerpräsidenten), die im November 2013 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Die niederländische Staatsbürgerin ist seit September 2006 im Kerker, der Leiterin eines kurdischen Radiosenders wurde Mitgliedschaft in einer Oppositionsgruppe vorgeworfen, die Beweise sind ebenso zweifelhaft wie im Fall Ömer Celiks. Eine Neuerung, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind: Die berüchtigten Sondergerichte für politische Prozesse sind kürzlich mit einer Justizreform aufgehoben worden. Der Druck in der Türkei auf kritische JournalistInnen ist aber gleich geblieben, sei es durch die Schere im Kopf, Entlassungen nach unliebsamen Kommentaren oder Haftstrafen. Alle Verfahren gegen JournalistInnen in der Türkei werden von der Europäischen Journalisten-Föderation beobachtet.
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