Am 26. November hat zwischen dem Verlegerverband BDZV, der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di sowie dem DJV die Tarifverhandlung für die etwa 12.000 Zeitungsredakteurinnen und –redakteure und Zeitungs-Freien begonnen. Zum Auftakt hat die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di ein deutliches Zeichen der Arbeitgeberseite vor allem in Richtung der Berufseinsteigerinnen und –einsteiger gefordert und auf eine schnelle Einigung gedrängt. Die Arbeit in Pandemie-Zeiten soll eine finanzielle Anerkennung durch eine Corona-Prämie finden. Eine sozial austarierte Gehaltserhöhung soll durch Festbetragserhöhungen erreicht werden und insgesamt für alle echte Reallohnsteigerungen bringen. Die dju in ver.di fordert eine Festbetragserhöhung von 200 Euro ab Januar 2022 und 500 Euro Corona-Prämie mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Honorare für freie Zeitungsjournalistinnen und -journalisten sollen um fünf Prozent erhöht werden. Nachdem in der Auftaktrunde von der Arbeitgeberseite kein Angebot unterbreitet wurde und beim BDZV nebulös von der Notwendigkeit eines erneuten Corona-Tarifvertrages mit Gehaltsmoratorium die Rede war, geht die dju in ver.di von schwierigen bevorstehenden Verhandlungen aus. Als nächster Verhandlungstermin wurde der 14. Dezember 2021 verabredet.
„Wir fordern ein sofortiges Signal der Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen, das nicht nur die rasant steigenden Lebenshaltungskosten berücksichtigt, sondern auch die besonderen Erschwernisse der Arbeit unter Pandemie-Bedingungen anerkennt“, erklärte der Verhandlungsführer der dju in ver.di, Matthias von Fintel. „Die zuvor in Pressemeldungen angekündigte Wertschätzung der Arbeitgeberseite ist bei der Auftaktrunde ausgeblieben. Wenn die Verlagsvertreterinnen und –vertreter es wirklich ernst damit meinen, die große Leistung und das Engagement der Kolleginnen und Kollegen in den vergangenen zwei Jahren berücksichtigen zu wollen, dann hätten sie dies durch ein Angebot ausdrücken können. Dies ist bedauerlicherweise ausgeblieben“, so von Fintel.
Jetzt sind Zeitungsredakteur*innen mal wieder am Zug
Über zwei Jahre hat es keine Einkommenssteigerungen gegeben, aktuell gibt es Rekordwerte bei der Inflation und seit dem Frühjahr 2020 starke Belastungen im Homeoffice für den Großteil der Zeitungs-Kolleg*innen. Über die letzten Jahre und letzten beiden Jahrzehnte hat es einen Reallohnverlust und ein Abkoppeln von der allgemeinen Einkommensentwicklung gegeben. In allen Regionen und Städten, in denen Zeitungen erscheinen, sind die Lebenshaltungskosten, beispielsweise die Wohnungsmieten, stärker gestiegen als die Gehälter in Redaktionen. Die Einkommenssteigerungen in anderen Branchen führen dagegen dazu, dass immer weniger Kolleg*innen ihren Weg in die Redaktionen suchen oder immer mehr die Branche auch ganz verlassen.
Corona-Prämie als Mindestanerkennung für zwei Jahre Journalismus in Pandemie-Zeiten
Bevor es um Einkommenssteigerung geht, soll es auch um dringend nötige Anerkennung gehen. Seit dem Frühling 2020 arbeiten viele Zeitungsjournalist*innen unter schwierigen Bedingungen andauernd in Mobilarbeit, Homeoffice und nur noch selten in der Redaktion. Die Kosten für Energieverbrauch, Ausgaben für einen heimischen Arbeitsplatz und die Arbeitserschwernis beim Schreiben, Beiträge bearbeiten und Herstellen der Zeitung außerhalb der Redaktionsräume wurde in den wenigsten Fällen annähernd würdig abgegolten. Für eine finanzielle Würdigung ist bis Ende März 2022 eine reine Corona-Prämie noch ohne Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen und Einkommenssteuer möglich. Die dju in ver.di fordert 500 Euro, die sowohl für die Journalist*innen als auch die Verlage den günstigsten Weg einer Anerkennung für die vergangenen fast zwei Jahre Pandemie darstellen.
Festbetragserhöhung ist die richtige Antwort auf gestiegene Lebenshaltungskosten
Mit einem gleichmäßigen Erhöhungsbetrag von 200 Euro für alle Tarifgruppen steigen die Gehälter prozentual betrachtet unterschiedlich stark; im Durchschnitt um 5 Prozent. Das ist solidarisch und sozial austariert, da Redaktionskolleg*innen mit niedrigerem Gehalt bei besonders ansteigenden Lebenshaltungskosten dem stärksten Druck durch Preissteigerungen ausgesetzt sind. Durch einen Festbetrag von 200 Euro sollen besonders Berufseinsteiger*innen und junge Redakteur*innen eine wirksame Reallohnsteigerung zwischen 6 und 5 Prozent erhalten, für höchste Tarifgruppen in der Redaktionsleitung bedeutet dies 3,2 Prozent. Außerdem macht das Ringen um gut ausgebildete Berufseinsteiger*innen auch vor Zeitungsredaktionen nicht Halt. Beim Berufseinstieg stellt sich für jede und jeden gut ausgebildete/n Journalistin und Journalisten die Frage: Ist der Weg in einen privatwirtschaftlichen Verlag der richtige oder soll es in eine andere Branche gehen?
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Unsere Argumente gelten natürlich auch für Verlage ohne Tarifbindung, deren Zahl nach wie vor steigt und deren Geschäftsführungen nicht im Traum an Haustarifverträge oder eine Rückkehr in die Tarifbindung denken, wenn ihnen nicht eine gut organisierte Belegschaft ihre Argumente dafür ständig in Erinnerung ruft und Druck aufbaut.