Das behaupten die Vertreter des Bundesverbandes deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in den zurück liegenden mittlerweile acht Verhandlungsrunden über die Tarifverträge der rund 14.000 Redakteurinnen und Redakteure sowie Freie bei Tageszeitungen. Wie viel Wahrheitsgehalt in solchen Aussagen steckt, wissen wir spätestens seit 1961.
Und so verwundert es nicht, dass es den Verlegern tatsächlich nur um eins geht: Kürzen - Zulasten der Redaktionen, in denen die Arbeit immer mehr wird, in denen schon lange keine spürbare Gehaltserhöhung mehr angekommen ist und in denen dennoch hoch motivierte Kolleginnen und Kollegen sich täglich daran machen, die Zeitung der Zukunft zu entwerfen, in der Ausgabe von morgen. Was hingegen dem BDZV als "Tarifwerk der Zukunft" vorschwebt, ist doch wieder nur von gestern-Nur noch schlimmer. Wer zum Beispiel verlangt, dass Krankheitstage, die über den Zeitraum der Lohnfortzahlung hinaus gehen, durch das Streichen von Urlaubstagen "ausgeglichen" werden, verrät damit viel über seine Haltung, die das Gegenteil von Wertschätzung ausdrückt.
Niemand hat die Absicht, Ihnen etwas weg zu nehmen - Wirklich?
Das wollen uns die BDZV-Vertreter nach ihren eigenen Vorschlägen abnehmen: Urlaubsgeld/Jahresleistung. Beides zusammen beträgt derzeit 1,75 Monatsgehälter und soll um 15 bis 18 Prozent für alle Redakteurinnen und Redakteure gekürzt und anschließend als Festbetrag eingefroren von Tariferhöhungen entkoppelt werden. Das allein bedeutet schon mal 1000 Euro Verlust für jedes künftige Jahr für einen ?Normalredakteur" in der Tarifgruppe 2. Außerdem soll ein Verlag die Möglichkeit haben, die Jahresleistung zu "variabilisieren". Konkret führt das im schlechtesten Fall zu einer weiteren Halbierung und damit nochmals einer spürbaren Einkommenskürzung, wenn so genannte - einseitig von den Verlagen fest gelegte Unternehmensziele - nicht erreicht werden. Also nochmal bis zu 1800 Euro weniger in einem Jahr. Insgesamt bedeutet das ein Minus von 2800 Euro in einem Jahr.
Soviel zu der Aussage: Niemand hat die Absicht, Ihnen etwas weg zu nehmen. Gehaltsgruppen und Berufsjahresstaffel sollen so zusammen gestrichen werden, dass Neueinsteiger künftig über fünf Prozent weniger Geld bekommen. Das hat natürlich auch unmittelbare Auswirkungen auf Leistungen wie die von der Gehaltshöhe abhängende Altersversorgung. Auch da zeigt sich: Die Verleger haben die Absicht, jemandem etwas weg zu nehmen. Sie wollen das Einkommen der jungen Kolleginnen und Kollegen kürzen, von deren Arbeit die Zukunft der Zeitungen abhängt. Urlaubstage sollen für Neueinsteiger nur noch 30 Tage betragen.
Mit den Streikwellen quer durch die Republik in der vergangenen Woche und rund um die Verhandlungstermine davor haben wir unterstrichen, woran wir auch am Verhandlungstisch keinen Zweifel lassen: Ein Minus ist mit uns nicht zu haben - auch ein reines Nullsummenspiel liefe letztendlich auf ein Minus hinaus. Denn die Lebenshaltungskosten steigen, die Tarifverdienste in anderen Branchen auch. Doch in den Redaktionen und bei den Freien sind in den letzten Jahren Reallohnverluste zu beklagen gewesen.
Wir aber wollen ein Plus im Portmonee: 5,5 Prozent mehr Geld für fest Angestellte, Freie und Pauschalisten, die Ausweitung der Geltungsbereiche unserer Tarifverträge auch für die onliner, Ausbildungsbedingungen, die den Standards des crossmedialen Arbeitens, das mittlerweile Standard ist in den Redaktionen, entsprechen.Und alle, die wie wir der Meinung sind, dass Zeitungsjournalismus seinen Wert hat und von den Zeitungsverlegern entsprechend honoriert werden muss, nehmen den Elan der letzten Streikwelle Mitte Februar nun auch im März mit.
Mit diesem Rückhalt werden wir auch beim nächsten Verhandlungstermin, am 8. März in Hamburg, unseren Anspruch auf mehr Geld für gute Journalistinnen und Journalisten geltend machen, wenn es wieder heißen sollte: Niemand hat die Absicht, Ihnen etwas weg zu nehmen!
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