Unbefriedigend ist eine Befragung der bayerischen Medienhäuser durch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju) verlaufen. Kein Unternehmen wollte sich auf eine Unterstützung von bedrängten oder bedrohten Journalist*innen festlegen. Schlechte Beispiele gibt es sehr wohl.
Die drei Sprecher der dju Bayern, Tamara Pohl, Heinz Wraneschitz und Klaus Schrage, hatten sich im Mai an die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage in Bayern gewandt und darin den „bestmöglichen Schutz unserer Kolleg*innen vor politisch motivierten Angriffen“ gefordert. Anlass war eine Veröffentlichung der Organisation Reporter ohne Grenzen, wonach Journalist*innen immer häufiger aggressiven Angriffen beziehungsweise Einschüchterungen ausgesetzt sind. „Insbesondere rechtsextreme Gruppierungen wie AfD, NPD oder Identitäre Bewegung treten hier zusehends unangenehm in Erscheinung“, heißt es in dem Schreiben.
Journalismus werde immer häufiger in einem Klima der Angst gemacht, lautet die Feststellung von Reporter ohne Grenzen. Die bayerischen dju-Sprecher forderten, dieser Entwicklung zu begegnen: "Wer auftragsgemäß recherchiert und formuliert hat, egal ob festangestellt oder freiberuflich, darf im Falle zum Beispiel eines Shitstorms in den sozialen Netzwerken nicht im Stich gelassen werden. Er/sie muss vielmehr den bestmöglichen Schutz seiner Auftraggeber bekommen. Wozu es für uns gehört, dass juristisch gegen unangemessen aggressive Angreifer vorgegangen wird.
Ein Bekenntnis zu dieser Rückendeckung hat es nicht gegeben. Was die dju-Sprecher ebenso unverständlich wie verkehrt finden. "Wenn traditionelle Medien in Zukunft bestehen wollen, müssen sie engagierten und spannenden Journalismus bieten. Wer eingeschüchtert, und dann nicht unterstützt wird, wird den erforderlichen Mut irgendwann verlieren", erklärt stellvertretend für den Vorstand Klaus Schrage.
Das Schweigen der Verlage passe aber ins Bild. Schrage kennt den Fall eines Kollegen eines nordbayerischen Verlages. Dieser war wegen kritischer Kommentare ins Visier von Anhängern des türkischen Präsidenten Recep Tayipp Erdogan geraten. Auf seine Frage, ob er vom Unternehmen bei juristischen Schritten gegen die Bedrohungen unterstützt würde, bekam er eine Absage, Diese richteten sich ja gegen ihn persönlich und nicht gegen den Verlag, lautete die Begründung der Rechtsabteilung. Auch der Bayerische Rundfunk habe sich im Falle eines bedrängten Mitarbeiters unrühmlich verhalten.
Vorbildlich agiere hingegen der Westdeutsche Rundfunk. Nach einer Morddrohung gegen seinen Politikredakteur Georg Restle habe der Sender Strafanzeige erstattet. Dies sei der einzig richtige Weg. Wer Journalist*innen feige attackiere, verstehe nur eine klare, gegebenenfalls schmerzhafte Reaktion. Die dju Bayern wird das Thema weiterverfolgen und möglichst auch auf die bundesweite Bühne bringen.
kls