#krassmedial - 9. Medientage

06.06.2019
#krassmedial - Medientage 2019

Journalistische Arbeit ist mehr als Handwerk, sondern auch eine Frage von Arbeitsbedingungen und Abhängigkeiten, Einstellungen und Werten. Wie geht das, als Journalist*in sauber zu bleiben und Haltung zu bewahren, wenn Stress und Druck herrschen, Klicks und Quoten zählen, man gegen Konzerne oder Institutionen ankämpfen muss und die Glaubwürdigkeit des Berufsstands von Teilen der Gesellschaft in Zweifel gezogen wird?

Die Medientage bieten Antworten auf diese und andere Fragen – für etablierte Journalist*innen genauso wie für den interessierten journalistischen Nachwuchs. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops sollen gemeinsam Zusammenhänge und Lösungen erörtert werden.

Programm:

Freitag, 16. August

18.00 Uhr Abendessen

19.00 bis 21.00 Uhr Begrüßung
Michael Walter, Leiter Bildungsstätte "Clara Sahlberg"
Cornelia Berger, Bundesgeschäftsführerin dju in ver.di, Tagungsmoderation

Einführungsvortrag

Zwischen Macht, Moneten und Moral: Wie können Medien und Medienschaffende sauber bleiben?
Trotz seiner großen Bedeutung für die Demokratie ist der Journalismus vor allem auch ein Geschäft mit ökonomischen Zwängen und machtpolitischer Bedeutung. Privat-kommerzielle Medien müssen Gewinne erwirtschaften, wollen sie am Markt bestehen. Und auch öffentlich-rechtliche Medien sind nicht ohne Abhängigkeiten. Gibt es so etwas wie sauberen Journalismus überhaupt? Und wie kann er erreicht werden?
Harald Schumann, Journalist, Der Tagesspiegel, Gründer Investigate Europe


Samstag, 17. August

9.00 bis 15.00 Uhr Vorträge und Diskussion

Impuls

Man kennt sich: Über den professionellen Umgang mit Quellen
Ohne Quellen geht im Journalismus nichts, ob für eine Agenturmeldung oder bei einer investigativen Recherche. Doch neben dem Quellenschutz stellen sich wichtige Fragen: Ist die Quelle vertrauenswürdig, welche Interessen hat sie selbst? Welche privilegierten Quellen gibt es? Und was darf man alles tun und was nicht, um an Informationen zu kommen?
Marcus Engert, Reporter BuzzFeed News Deutschland

Entgegnung und Gespräch

Und was bedeutet das fürs Lokale?
Katharina Dodel, Redakteurin drehscheibe.org

Vortrag

Auf der sicheren Seite: Welche juristischen Spielregeln gelten für Journalist*innen?
Journalistisches Arbeiten bewegt sich häufig auf rechtlich umstrittenem Terrain, etwa wenn es um Persönlichkeitsrechte geht oder den Umgang mit Geschäftsgeheimnissen. Nicht selten finden sich Journalist*innen in Gerichtsprozessen wieder. Welchen Vorwürfen sehen sie sich regelmäßig ausgesetzt? Und welche Gesetze und Regeln müssen sie kennen, um sicher zu arbeiten?
Prof. Dr. Jens-Ole Schröder, Juristischer Direktor MDR

Streitgespräch

Medienvertreter*innen vs. Einsatzkräfte: Wo endet die Pressefreiheit?
Immer wieder geraten Journalist*innen als Träger der Rundfunk- und Pressefreiheit nach Art. 5 GG auf Demonstrationen oder bei Großlagen mit Einsatzkräften der Polizei aneinander. Während die einen filmen, fotografieren und berichten wollen, beharren die anderen auf vermeintliche Sicherheitsaspekte. Wer hat Recht?
Jasper Prigge, Rechtsanwalt mit Schwerpunkt IT- und Medienrecht
N.N., Vertreter*in einer Polizeibehörde

15.00 bis 18.30 Uhr Speed Labs

Sauber recherchieren: Fact-checking und Quellenprüfung
Das A und O des Journalismus ist eine solide Recherche. Auf Webseiten und in sozialen Medien werden jedoch auch, zum Teil professionell gesteuert, falsche Darstellungen bis hin zu Lügen verbreitet. Wie können Journalist*innen ohne eigene Faktencheck-Abteilung unkompliziert Quellenprüfung betreiben?
enny Stern, Redakteurin „Faktenfuchs“, Bayerischer Rundfunk

Sauber absichern: Rechtsschutz beim journalistischen Arbeiten
Wer journalistisch arbeitet, sollte nicht nur die rechtlichen Regeln kennen, sondern auch gut abgesichert sein. Welchen Rechtsschutz müssen Journalist*innen selbst abdecken? Welchen Schutz muss der Auftraggeber geben? Und wie kann die Gewerkschaft unterstützen?
Jasper Prigge, Rechtsanwalt mit Schwerpunkt IT- und Medienrecht

Sauber sein: Compliance-Regeln für die eigene Arbeit
Recht und Gesetz ist die eine Seite, Journalismus hat aber auch eine ethische Dimension. Die Definition persönlicher Standards für die eigene journalistische Arbeit kann daher helfen, sauber zu arbeiten. Welche Leitlinien können das sein? Und wie schafft man es, sich daran zu halten?
Tabea Grzeszyk, freie Journalistin, Mitbegründerin hostwriter.org

Sauber reisen: Kostentransparenz bei journalistischen Reisen
Journalistische Recherchen kosten nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Vor allem Recherchereisen können teuer werden, wenn der Auftraggeber die Kosten nicht übernimmt. Wie akquiriert man Reisegelder? Wie macht man das transparent? Und wie bleibt man unabhängig von den Interessen der Zahlenden?
Lisa-Marie Eckardt, Spiegel Online, Journalists Network


Sonntag, 18. August

9.00 bis 12.30 Uhr Vorträge und Diskussion

Vortrag

Gefürchtet oder geliebt: Wie verschaffen sich Journalist*innen Akzeptanz?
Für ihre Arbeit sind Journalist*innen auf den direkten Austausch mit ihren Informant*innen und Interviewpartner*innen angewiesen. Doch allein Journalist*in zu sein, bedeutet nicht, auch Zugang zu bekommen und Gehaltvolles vom Gegenüber zu erfahren. Wie wird man zur akzeptierten Gesprächspartnerin bzw. zum akzeptierten Gesprächspartner, auch dann, wenn keine große Medienmarke hinter einem steht?
Thomas Wiegold, freier Journalist, augengeradeaus.net

Vortrag

Anspruch und Wirklichkeit: Versagt der Journalismus in seinem demokratischen Auftrag?
Im besten Fall soll Journalismus aufklären und die Bürger*innen in ihrer demokratischen Willensbildung unterstützen. Doch in der Medienindustrie herrschen andere Realitäten: Journalismus muss sich refinanzieren, mit Folgen für die Themenauswahl und Formate. Vielerorts regiert der Mainstream. Wie steht es um den Journalismus und muss er gerettet werden?
Stephan Hebel, Autor und Journalist, Leitartikler Frankfurter Rundschau

Zusammenfassung, Denkanstöße und Schlussfolgerungen