Seit Monaten fordern die Beschäftigten der Frankfurter Rundschau einen Tarifvertrag. Doch die Geschäftsführung hat die Verhandlungen mit den Gewerkschaften ver.di und DJV Hessen nach zwei Verhandlungsrunden abgebrochen. Mit einem Warnstreik forderte die Belegschaft am vergangenen Freitag die Wiederaufnahme der Verhandlungen.
Die Reaktion des Geschäftsführers Rempel darauf folgte nur knapp eine Woche später. In einer Mail an die Belegschaft kündigte er am gestrigen Donnerstag an, das Ressort FR+ (Multimedia-App) aufzulösen und den Klimapodcast einzustellen. Drei jungen Kolleg*innen, die teilweise schon vor Beendigung ihres Volontariats von der FR übernommen wurden, solle innerhalb ihrer Probezeit gekündigt werden. Der Arbeitgeber bestraft offensichtlich diejenigen, die den geringsten Schutz genießen, dafür, dass die Beschäftigten ihre Rechte wahrnehmen.
Aus Sicht der Gewerkschaften handelt es sich um eine unerlaubte Maßregelung. Das Streikrecht ist in Deutschland ein Grundrecht. „Dass ausgerechnet die Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau und die Ippen-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin dieses Recht mit Füßen tritt und junge talentierte Kolleg*innen kaltschnäuzig vor die Tür setzt, macht deutlich, wie wenig ihnen an einer in die Zukunft gerichteten, progressiven publizistischen Stimme liegt“, sagt Anja Willmann, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di-Hessen.
„Unglaublich“, meint Knud Zilian. 1. Vorsitzender des Deutschen Journalisten Verbands Hessen, DJV. „Wer so agiert, setzt die Zukunft der Frankfurter Rundschau und die Existenzen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aufs Spiel. Das ist kein modernes Management, das ist Feudalherrschaft erster Güte.“
Das harte Vorgehen des Arbeitgebers beeinträchtigt auch die Glaubwürdigkeit der Frankfurter Rundschau. Die Verantwortlichen sind aufgefordert, diese Einschüchterungspraxis zu beenden und mit den Beschäftigten und den Gewerkschaften an einer Lösung des Konflikts zu arbeiten. Die Gewerkschaften fordern den Arbeitgeber außerdem dazu auf, die gestern verkündeten Einschnitte zurückzunehmen. Die FR braucht ein modernes digitales Erscheinungsbild und junge Redakteur*innen die Zukunftsthemen besetzen.
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