Mit scharfer Kritik reagiert die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di auf offenkundig politisch motivierte Zugangsbeschränkungen bei der Erdogan-Veranstaltung am Samstag (24.5.) in Köln. "Presseplätze dürfen nicht nach dem Willkürprinzip vergeben werden", sagte der nordrhein-westfälische dju-Landesgeschäftsführer Christof Büttner. "Auch kritischen Journalisten türkischer Medien muss der freie Zugang zu der Veranstaltung gewährt werden", forderte Büttner. Alles andere wäre eine „nicht hinnehmbare Zensur“.
Hintergrund ist, dass die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) dem Kölner Journalisten Yücel Özdemir die Akkreditierung für ihre Veranstaltung in der Kölner Lanxess-Arena verweigert. Özdemir ist Deutschland-Korrespondent der in der Türkei erscheinenden Tageszeitung "Evrensel" und des Fernsehsenders Hayat TV. Der 46-jährige Journalist ist einer der vier Vertreter türkischer Medien, die beim Münchner NSU-Prozess einen festen Platz erhalten haben.
Die UETD begründet ihre Ablehnung der Akkreditierung Özdemirs mit begrenzten Kapazitäten. Insgesamt sollen etwa 30 Journalisten nicht akkreditiert worden sein. Die Auswahl sei nach dem Eingang der Anfragen erfolgt, behauptet die UETD. Doch nach den Erkenntnissen der Journalistengewerkschaft entspricht das nicht der Wahrheit. Denn nachweislich konnten sich Pressevertreter noch akkreditieren, als Özdemir bereits am vergangenen Sonntag seine Ablehnung erhalten hatte. Der Korrespondent der "tageszeitung" (taz) etwa schickte seine Anfrage am Montag und erhielt am Dienstag die Zusage.
Während deutsche Journalisten problemlos akkreditiert worden seien, gelte das nicht für ihre türkischen Kollegen, erläuterte Büttner. Der Grund sei offensichtlich, dass der türkische Ministerpräsident die Berichterstattung in der Türkei über seinen Auftritt in Deutschland kontrollieren lässt, vermutet die dju. Deshalb würden die Organisatoren seines Auftritts bei Journalisten türkischer Medien genau danach schauen, ob sie für oder gegen Erdogan und seine Regierungspartei AKP eingestellt seien. Die letztliche Entscheidung soll in Ankara getroffen worden sein. "Mit einem solchen Vorgehen trägt Erdogan seine Politik der Einschränkung der Pressefreiheit aus der Türkei nach Deutschland", kritisierte der dju-Landesgeschäftsführer.
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