29. Journalistentag: Shit & Candy-Die neue Währung für den Journalismus?
„Journalismus ist kein Politikersatz. Aber Journalismus ist grade in diesen Tagen dazu aufgefordert, politische Handlungsbedarfe aufzuzeigen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke zur Eröffnung des 29. Journalistentags der dju in ver.di. Neben dem Kampf gegen menschenverachtende und rechte Tendenzen gehöre dazu auch als große Herausforderung die Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft, auch in den Redaktionen. Werneke kündigte den rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Journalistentags dazu als konkreten Beitrag der dju in ver.di eine Kooperation mit den Neuen Deutschen Medienmachern (NdM) an. Dazu werde die dju in ver.di die Kosten für ein Stipendium des Traineeprogramms der NdM übernehmen.
„Diese Initiative engagiert sich schon seit langem in der Nachwuchsförderung für Journalistinnen und Journalisten aus Einwanderungsfamilien. Gerade durch die steigenden Flüchtlingszahlen konstatiert sie einen wechselseitigen Informations- und Integrationsbedarf, der über dieses Traineeprogramm und einzigen Netzwerks für Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund gedeckt werden soll. In dem Programm werden geflüchteten Journalistinnen und Journalisten intensiv Wissen und Kontakte vermittelt. Wir denken: Dieses Projekt wird der aktuellen Situation und dem daraus entstehenden Bedarf an medialer Integration gerecht und haben uns daher entschieden, es zu unterstützen“, sagte Werneke.
Neben der Aufgabe der Integration, die auch erhöhte Investitionen in Wohnraum und Bildung erfordere, sei es auch wesentliche Aufgabe des Staates, Journalistinnen und Journalisten in der Ausübung ihres Berufs vor Angriffen zu schützen: „Da sind die Innenminister in der Pflicht“, machte Werneke deutlich.
Die freie Radiojournalistin Brigitte Baetz forderte mehr Selbstbewusstsein der Journalistinnen und Journalisten ein: „Wir dürfen uns nicht ins Bockshorn jagen lassen“, sagte sie. Dazu gehöre auch, dass Journalistinnen und Journalisten sich nicht dem Druck beugten, der durch das Tempo, in dem sich Informationen in den sozialen Netzwerken verbreiteten, sondern auch offen eingeständen, wenn ihre Informationen noch keine angemessene Berichterstattung ermöglichten. Darüber hinaus müsse in den Rundfunkanstalten und Verlagen dem Journalismus mehr Wertschätzung entgegen gebracht werden, der sich auch in angemessenen Honoraren und Gehältern ausdrücken müsse: „Wie soll das Publikum unsere journalistische Arbeit wertschätzen, wenn es noch nicht mal unsere Arbeitgeber tun?“.
Über den strategischen Einsatz von sozialen Medien diskutierten der Journalist und Blogger Richard Gutjahr und der Teamleiter vom ZDF-Angebot heute+, Clas Dammann: „Fakt ist, dass Facebook die Menschen besser erreicht. Wir müssen lernen, damit umzugehen und die Systeme der sozialen Medien verstehen, bevor wir Leitartikel darüber schreiben“, forderte Gutjahr. Der strategische Nutzen des interaktiven Angebots von heute plus sei, dass sich verschiedene Publikumsebenen ansprechen ließen, es Neugier wecke und die Möglichkeit biete, beispielsweise mit animierten Grafiken neue Formate zu entwickeln. „Das Smartphone ist das Medium der Zukunft“, stellte Dammann fest.
Hinweis für die Redaktionen:
Unter #jt16 wird allerdings laufend über twitter aus der Veranstaltung berichtet und es können auch Fragen an die Referentinnen und Referenten gestellt werden. Diese werden dann zusammen mit den Antworten in einem Film zusammengefasst, der Samstagabend online auf mmm.verdi.de zu sehen sein wird. Auf der Seite der neuen Online-Ausgabe unserer medienpolitschen Zeitschrift M-Menschen machen Medien erscheinen zudem noch am selben Tag zwei Berichte und epd-Medien veröffentlicht zeitnah eine Dokumentation des Journalistentags. Für weitere Informationen und O-Töne erreichen Sie die Geschäftsführerin der dju in ver.di, Cornelia Haß, unter 0160-152 88 27.