Als alarmierend bezeichnete die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di die Ergebnisse zur Arbeits- und Lebenssituation von freien Journalistinnen und Journalisten der Studie „Prekarisierung im Journalismus“ der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, die auch von der dju in ver.di unterstützt wurde. „Wenn Verlage diejenigen, die den Großteil ihrer Seiten füllen, unter Missachtung jeglicher Vergütungsregeln so unterirdisch bezahlen, dass sie nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu sichern, geschweige denn eine Familie zu gründen, dann ist das verantwortungslos“, kritisierte die Bundesgeschäftsführerin der dju in ver.di, Monique Hofmann.
Laut der Studie der LMU verdienten Freie im Schnitt 880 Euro weniger als Festangestellte, ein Großteil von 27 Prozent unter ihnen bewege sich auf einem Einkommensniveau zwischen 600 und 1200 Euro, nur 30 Prozent könnten mit ihren journalistischen Einkünften immer ihren Lebensunterhalt decken und nur 17 Prozent hätten eine Arbeitslosenversicherung. Etwa 75 Prozent aller befragten freien wie festangestellten Journalistinnen und Journalisten gaben zudem an, kinderlos zu sein.
Wie schlecht es um die Einkommenssituation von Freien bestellt sei, zeigten laut Hofmann auch Gerichtsurteile auf Nachvergütung von fünfstelligen Beträgen auf die zuvor massiv zu niedrige Honorierung von freier journalistischer Arbeit. So habe zuletzt etwa das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg einer freien Lokaljournalistin eine Nachzahlung von über 70.000 Euro zugesprochen. (Az. 3 U 761/20) „Die ursprünglich gezahlten Honorare, um die es hier ging, waren skandalös. Dennoch wagen viel zu wenige Freie den Schritt, ihre eigenen Rechte auch durchzusetzen, selbst wenn sie dafür ihre Gewerkschaft im Rücken haben“, so Hofmann. Sie appellierte deshalb an den Gesetzgeber, die Novelle des Urheberrechtsgesetzes zu nutzen, um endlich ein Verbandsklagerecht einzuführen, das die Position der Freien gegenüber ihren Auftraggebern massiv stärken würde. „Die Politik muss dringend handeln, weil es die Verlage nicht tun.“ Dies gelte auch mit Blick auf die fehlende Mitbestimmung von Freien. „Obwohl ohne die Freien in vielen Verlagen und auch Rundfunkanstalten die Seiten oder Kanäle vielfach leer blieben, sind freie Journalistinnen und Journalisten noch immer größtenteils von der betrieblichen Mitbestimmung ausgeschlossen. Ein erhebliches Demokratiedefizit, das schleunigst behoben werden muss“, forderte Hofmann.
Die ersten Ergebnisse der Studie der LMU können hier nachgelesen werden: https://survey.ifkw.lmu.de/Journalismus_und_Prekarisierung/Prekarisierung_im_Journalismus_erster_Ergebnisbericht.pdf?fbclid=IwAR2RV2t4mJ5zgQZwx3cAnyjDn08_ogrRoVX0der4aCNa6_YGO1u-Oew3tfU
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