"Klasse", "Beeindruckend", "Inspirierend" sind nur drei Beispiele der vielen positiven Twitter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 29. Journalistentags am 23. Januar 2016 im Berliner ver.di-Haus. Das Interesse an dem Thema war so groß, dass die Anmeldung wenige Tage vor dem Ereignis geschlossen werden musste. Rund 250 Journalistinnen und Journalisten hörten die interessanten Referate, diskutierten lebhaft mit den Referentinnen und Referenten und konnten ihnen auch per Twitter Fragen stellen. Die Antworten kamen postwendend in einem Videofilm, der schon am Journalistentag fertig wurde, ebenso wie ein Film zum Programm und Resümee dieses außergewöhnlich gut besuchten Journalistentags. M Online berichtete ebenfalls aktuell auf ihrem neuen, groß ausgebauten Internet-Auftritt.
PDF (435 kB)
„Journalismus ist kein Politikersatz. Aber Journalismus ist grade in diesen Tagen dazu aufgefordert, politische Handlungsbedarfe aufzuzeigen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke zur Eröffnung des 29. Journalistentags der dju in ver.di. Neben dem Kampf gegen menschenverachtende und rechte Tendenzen gehöre dazu auch als große Herausforderung die Integration von Flüchtlingen in die
Gesellschaft, auch in den Redaktionen. Werneke kündigte den rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Journalistentags dazu als konkreten Beitrag der dju in ver.di eine Kooperation mit den Neuen Deutschen Medienmachern (NdM) an. Dazu werde die dju in ver.di die Kosten für ein Stipendium des Traineeprogramms der NdM übernehmen.
dju-Stipendium
„Diese Initiative engagiert sich schon seit langem in der Nachwuchsförderung für Journalistinnen und Journalisten aus Einwanderungsfamilien. Gerade durch die steigenden Flüchtlingszahlen konstatiert sie einen wechselseitigen Informations- und Integrationsbedarf, der über dieses Traineeprogramm und einzigen Netzwerks für Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund gedeckt werden soll. In dem Programm werden geflüchteten Journalistinnen und Journalisten intensiv Wissen und Kontakte vermittelt. Wir denken: Dieses Projekt wird der aktuellen Situation und dem daraus entstehenden Bedarf an medialer Integration gerecht und haben uns daher entschieden, es zu unterstützen“, sagte Werneke.
Neben der Aufgabe der Integration, die auch erhöhte Investitionen in Wohnraum und Bildung erfordere, sei es auch wesentliche Aufgabe des Staates, Journalistinnen und Journalisten in der Ausübung ihres Berufs vor Angriffen zu schützen: „Da sind die Innenminister in der Pflicht“, machte Werneke deutlich.
Es ist bereits eine kleine Tradition, dass sich die Schülerinnen und Schüler der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München vorher filmisch Gedanken zum Thema des Journalistentags machen - immer ein Highlight nach der Mittagspause.
Über den strategischen Einsatz von sozialen Medien diskutierten der Journalist und Blogger Richard Gutjahr und der Teamleiter vom ZDF-Angebot heute+, Clas Dammann: „Fakt ist, dass Facebook die Menschen besser erreicht. Wir müssen lernen, damit umzugehen und die Systeme der sozialen Medien verstehen, bevor wir Leitartikel darüber schreiben“, forderte Gutjahr. Der strategische Nutzen des interaktiven Angebots von heute plus sei, dass sich verschiedene Publikumsebenen ansprechen ließen, es Neugier wecke und die Möglichkeit biete, beispielsweise mit animierten Grafiken neue Formate zu entwickeln. „Das Smartphone ist das Medium der Zukunft“, stellte Dammann fest.
Doch die Zuhörerinnen und Zuhörer wollten es noch genauer wissen und twitterten: "Was ist denn nun der strategische Nutzen von Social Media?" Getwitterte Nachfragen gab es auch für Richard Gutjahr und Brigitte Baetz.
Die freie Radiojournalistin Brigitte Baetz forderte mehr Selbstbewusstsein der Journalistinnen und Journalisten ein: „Wir dürfen uns nicht ins Bockshorn jagen lassen“, sagte sie. Dazu gehöre auch, dass Journalistinnen und Journalisten sich nicht dem Druck beugten, der durch das Tempo, in dem sich Informationen in den sozialen Netzwerken verbreiteten, sondern auch offen eingeständen, wenn ihre Informationen noch keine angemessene Berichterstattung ermöglichten. Darüber hinaus müsse in den Rundfunkanstalten und Verlagen dem Journalismus mehr Wertschätzung entgegen gebracht werden, der sich auch in angemessenen Honoraren und Gehältern ausdrücken müsse: „Wie soll das Publikum unsere journalistische Arbeit wertschätzen, wenn es noch nicht mal unsere Arbeitgeber tun?“.
Die Thesen des Berliner Ökonomie-Professors Ayad Al-Ani, die beim Journalistentag heftig diskutiert wurden, können auf Zeit Online nachgelesen und auch kommentiert werden. Al-Ani hatte ausgeführt, dass die Gesellschaft seit der Industriellen Revolution immer hierarchisch strukturiert gewesen sei. JournalistiInnen sollten den Menschen durch die Bereitstellung von Informationen dabei helfen, eigene Entscheidungen zu treffen.
Ein Resümee des Journalistentags zieht Cornelia Haß, Bereichsleiterin Medien und Bundesgeschäftsführerin der dju in ver.di.
Nach dem Journalistentag ist vor dem Journalistentag und auf dem 30. Journalistentag werden wir uns unter dem Motto "Hashtag, Hightech, Hackmac - Journalismus mit Daten" mit dem Thema Datenjournalismus beschäftigen.
Die Videos vom Journalistentag der dju in ver.di hat Astrid Sauermann gemacht.