Ergebnisse der Honorarumfrage bei Solo-Selbstständigen

30.11.2022
SO_LOS!

Hoher Bildungsgrad und große Spreizung der Stundenhonorare - Große Beteiligung aus Journalismus und Fotografie

Ziel des Hauses der Selbstständigen (HDS) in Leipzig, an dem auch ver.di beteiligt ist, ist die Stärkung von Interessenvertretungen von Solo- Selbstständigen. Dazu ist es notwendig, eine ihrer zentralen Problemlagen - die oftmals prekären Einkommensbedingungen – in den Fokus zu rücken. Dazu initiierte das HDS vom 13. Juli bis 13. Oktober 2022 eine bundesweite branchenübergreifende Honorarumfrage, der sich 54 Berufsverbände, Interessenvertretungen und Zusammenschlüsse von Solo-Selbstständigen anschlossen.

Erste Ergebnisse liegen jetzt vor. Auffällig sind dabei der mehrheitlich hohe Bildungsgrad der teilnehmer*innen an der Honorarumfrage sowie eine extreme Spreizung der Stundenhonorare in den verschiedenen Branchen. Alarmierend: Fast ein Drittel der Befragten haben keine Altersvorsorge im weitesten Sinn. 

Vom 13. Juli bis 13. Oktober 2022 waren bei der Umfrage Honorare und Sozialdaten von Solo-Selbstständigen erhoben worden. Dabei konnten über 7.000 Honorardatensätze gewonnen werden, darunter die meisten aus den Bereichen Journalismus und Fotografie (426), Restaurierung (381) sowie Bildung (ohne Musik, 364) und Musik (360). Von den Befragten sind 85 Prozent solo-selbstständig im Haupterwerb tätig, knapp 80 Prozent arbeiten in der Regel mehr als 20 Wochenstunden.

Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen arbeiten seit mehr als 15 Jahren solo-selbstständig. Die Aufträge kommen zu 45 Prozent aus der Privatwirtschaft, ein Viertel von öffentlichen Auftraggebern und weitere 15 Prozent von Verbänden, Vereinen oder Nichtregierungsorganisationen (NGO). Meist arbeiten Solo-Selbstständige auf der Grundlage von Werk- oder Dienstverträgen. Bei 43 Prozent der Aufträge konnten sich die Selbstständigen an Honorarempfehlungen, Vergütungsregeln, Tarifvereinbarungen, Gebührenordnungen oder anderen Regelungen orientieren. Vergütet wurde bei 56 Prozent der Aufträge auf der Höhe solcher Empfehlungen oder Vereinbarungen, bei über einem Drittel lag das Honorar darunter und nur bei 7 Prozent über den Empfehlungen, die ja oft nur eine Mindestvergütung regeln oder vorschlagen. Bei der konkreten Honorarhöhe pro Stunde ist die Spreizung extrem: Sie liegt zwischen 5,28 Euro und 360 Euro. Sinnvolle Aussagen zu einer durchschnittlichen Honorarhöhe sind deshalb nur für einzelne Berufe oder Berufe-Cluster sinnvoll.

Im Gegensatz dazu fällt der fast durchgängig hohe Bildungsgrad der Befragten auf: 83 Prozent von ihnen verfügen über einen akademischen Abschluss. Ein Drittel der Befragten engagiert sich in einer Interessenvertretung, vor allem in Berufsverbänden und Gewerkschaften. Hauptmotivation ist die Verbesserung der Honorare und Arbeitsbedingungen. Die in der Umfrage gewonnenen Daten sollen die Grundlage für konkrete Mitgliederinformationen der beteiligten Verbände und Vertretungen schaffen, aber auch klären, ob und wie dauerhaft Honorare erfragt und veröffentlicht werden sollten.

Die vorliegenden Ergebnisse sind zudem eine gute Grundlage für weitere Analysen und Feinauswertungen sowie das Design einer abgespeckten, angepassten Dauerumfrage. Denn gegen Honorardumping hilft nur Markttransparenz.

Detaillierte Ergebnisse der bundesweiten branchenübergreifenden Honorarumfrage stehen auf der Webseite der Kampagne https://www.so-los.de/ zum Download zur Verfügung