Die #krassmedial-Sommerakademie widmete sich 2024 der Frage, wie Medienmacher*innen gesellschaftlich relevante Themen finden, recherchieren und erzählen und so der Polarisierung der Gesellschaft etwas entgegensetzen können – mutig, respektvoll und streitlustig, wenn es ums Ganze geht. Die #krassmedial-Sommerakademie 2024 war am 6. und 7. Juli in der Bildungsstätte Clara Sahlberg am Berliner Wannsee.
Die #krassmedial-Sommerakademie von ver.di fand in Kooperation mit der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju), der Gewerkschaftspolitischen Bildung gGmbH (ver.di GPB) und der Heinrich-Böll-Stiftung e. V. statt.
Zur #krassmedial-Sommerakademie erschien die ver.di-Pressemitteilung "#krassmedial-Sommerakademie von ver.di: Fragen, was ist – auch in unruhigen Zeiten".
Einen Bericht über die Veranstaltung veröffentlichte M - Menschen Machen Medien online: "krassmedial: Diskurse gestalten".
Samstag, 6. Juli 2024
11:30 - 12:00 Ankommen, Registrierung
12:00 - 12:30 Einstieg
12:30 - 13:30 Mittagessen
Raum 1-2-3
13:30 - 14:30 Auftaktdiskussion:
Fragen, was ist - Antidemokratische Öffentlichkeiten zurückerobern
Welche Rolle können Medien spielen, um Debattenräume demokratischer zu machen? Verschwörungsmythen, Rechtsextreme und andere Antidemokraten schaffen sich zunehmend ihre eigenen Öffentlichkeiten und ihre eigenen Foren. Dagegen regt sich Widerstand. Politiker*innen und Institutionen wollen das digitale Feld nicht der AfD überlassen. Welche Strategien sind erfolgreich? Warum lohnt es sich, Diskursräume zu erobern und ungewöhnliche Kommunikations- und Informationswege demokratisch zu nutzen?
Referent*innen: Vera Klocke (Podcast-Host Fashion the Gaze), Andreas Stangl (Leiter Social Media, ver.di), Orkan Özdemir (MdA, SPD)
Moderation: Erica Zingher (Podcast-Host des Zeit-Online-Podcasts Was jetzt?)
14:30 - 16:00 Workshops:
Raum 1-2-3
TikTok aufmischen - Erzählen in Kurzvideoformaten
Medien kommen auf der Suche nach jungem Publikum an TikTok kaum vorbei. Doch der Umgang mit der Videoplattform fällt vielen Medienschaffenden schwer. Hier geht es um Strategien, die journalistische Erzählungen auf TikTok gelingen lassen und populistischen Content auf TikTok erfolgreich kontern, aber auch um Ästhetiken und Besonderheiten der einzelnen Plattformen.
Referent: Felix Edeha (TikTok Host Tagesschau, ARD Aktuell)
Raum 14-15
Rein ins Rabbithole- Recherche in parallelen Öffentlichkeiten
Insbesondere auf Telegram findet sowohl Nachrichtenkonsum als auch Aktivismus auf der selben Plattform, hyperlokal und direkt statt. Es könnte auch die Rückkehr der Filterblasen genannt werden. Rechte Medien wie NIUS greifen hier bereits Themen ab und machen sie zu populistische Narrativen. Wie können demokratische und seriöse Medien Chatgruppen zur Recherche und als Sensor für zukünftige Themen nutzen?
Referent: Jan Henrik Wiebe (FUNK)
16:00 - 16:30 Pause
16:30 - 18:00 Workshops
Raum 1-2-3
Souverän bei Angriffen im digitalen Raum
Medienmacher*innen, die im Netz aggressiv beleidigt werden, scheinen mehr und mehr zu werden. Wie ist die aktuelle Situation? Welche rechtlichen Möglichkeiten habe ich und an wen kann ich mich wenden? Wie muss ich Übergriffe dokumentieren, um sie gerichtsfest und juristisch sicher zu gestalten? Wir geben Einblicke in Möglichkeiten der juristischen Gegenwehr gegen Angriffe im Netz.
Referent: Jasper Prigge (Medienjurist)
Raum 14-15
Unbedingt abschauen! Top-Tipps zum Schutz digitaler Daten – das Beste aus deutschen Medienhäusern
Mit der digitalen Vernetzung der Medienproduktion steigen automatisch auch die digitalen Gefahren, gegen die sich Journalist*innen in ihrer Arbeit schützen müssen. Es gilt, kritische Recherchen abzusichern und Quellen zu schützen – zunehmend aber auch, nicht mit nur einem Klick den Betrieb eines gesamten Medienhauses lahmzulegen.
In diesem Workshop nennt Lilienthal erste, noch unveröffentlichte Ergebnisse aus der umfangreichen Forschung, die begleitend zu den Workshops durchgeführt und von der Bundesbeauftragen für Kultur und Medien finanziert wurde. Moßbrucker gibt darauf aufbauend eine Reihe praktischer Tipps. Es geht um den Schutz von Kommunikation, das Teilen großer Datenmengen und das Verwalten von Zugangsdaten in Teamrecherchen. Bei allem gilt: Sicher ist nur, was im journalistischen Alltag auch umsetzbar ist.
Referenten: Prof. Dr. Volker Lilienthal (Medienwissenschaftler, Uni Hamburg),
Daniel Moßbrucker (Freier Journalist, Trainer für digitale Sicherheit)
18:00 - 19:00 Abendessen
19:15 Uhr Fireside Chat
Gerader Rücken – Stabil bleiben bei Angriffen auf die journalistische Glaubwürdigkeit
Journalist*innen werden im Netz angegriffen, ihre Arbeit diskreditiert und ihre Professionalität in Frage gestellt. Dabei basiert journalistische Arbeit auf Fakten und Recherchen, die nicht durch plumpe Behauptungen ungültig werden. Wenn eine Recherche kontrafaktisch angezweifelt wird – wie gehe ich damit um? Wie schütze ich mich, meine berufliche Glaubwürdigkeit und mein Netzwerk vor Angriffen, sowohl beruflich, als auch privat?
Gleichzeitig stellt sich die Frage: Wie spricht man mit Demokratie-Feind*innen und bekommt Quellen-Zugang, ohne sich selbst zu verleugnen? Ein Gespräch über Glaubwürdigkeit, Entgegenkommen und Haltung.
Referent*innen: Mo Asumang (Filmemacherin und Gastprofessorin an der HFF München), Christoph Richter (Landeskorrespondent Brandenburg DLF)
Moderation: Pia Behme (Redakteurin @mediasres, DLF).
Bis 9:00 Frühstück
9:00 - 10:30 Workshops
Raum 1-2-3
Follow the money – Geldflüsse in Leaks recherchieren
Geheime Zahlungen, Schwarzgeldkonten und Briefkastenfirmen im Steuerparadies werden nicht selten zur Gefahr für demokratische Institutionen. Sie ermöglichen versteckte Einflussnahme – und führen dazu, dass Behörden verborgene Reichtümer nicht aufdecken können. In den letzten Jahren kamen derartige Fälle immer wieder durch Leaks an die Öffentlichkeit. Wie funktioniert Recherche in solchen Leaks, wie findet man Ausgangspunkte für Geschichten? Und wie bekommt man das trockene Thema Finanzen so erzählt, dass es für das Publikum spannend wird?
Referentin: Sophia Baumann (PaperTrailMedia)
Raum 14-15
Lösungen statt Populismus – wie konstruktive Wahlberichterstattung im Lokalen aussehen kann
In der Wahlberichterstattung geht es oft um Kampf: Das Wettrennen der Spitzenkandidierenden, die Konfrontation der Parteien, Konflikte zwischen politischen Gegner*nnen. Inhalte rücken dabei oft in den Hintergrund. Dazu trägt durchaus auch die mediale Berichterstattung bei, denn mit Konflikten lassen sich Schlagzeilen formulieren. Hinzu kommt: Zunehmender Populismus propagiert meist einfache Lösungen, komplexe Zusammenhänge fallen unter den Tisch.
Doch was ist, wenn die Wahlberichterstattung den Fokus darauf legt, die Themen aufzugreifen, die unsere User*innenschaft umtreiben? Und wenn es anschließend darum geht, bei Politiker*innen nachzuhaken, welche Lösungen sie für diese Themen parat haben - und im besten Fall darüber in Dialog zu treten. In diesem Workshop wird es darum gehen, wie eine in diesem Sinne konstruktive Wahlberichterstattung im Lokalen aussehen kann.
Referentin: Ute Zauft (Journalistin rbb, systemische Coachin)
10:30 - 11:00 Pause
11:00 - 12.30 Workshops
Raum 1-2-3
Von Zionisten bis Finanzelite – Antisemitische Codes und Metaphern erkennen
In diesem Workshop sollen die Teilnehmenden für antisemitische Inhalte sensibilisiert werden. Wir klären, wie man Antisemitismus erkennt, welche Bilder und Metaphern gängige Vorurteile bedienen und welche Rolle Medien in ihrer Verbreitung spielen- und was sie tun können, um die Diversität jüdischen Lebens abzubilden.
Referentin: Anastasia Tikhomirova (Zeit, Zeit Online)
Raum 14-15
Rassismus ist kein Clickbait!
Clickbait-Journalismus: Das sind mehr als catchy Überschriften, die nicht halten, was sie versprechen. Das sind – wenn es um Themen von Flucht und Migration geht – Bilder von anonymen Menschenmengen und vollen Booten, Suggestivfragen wie „Schaffen wir das nochmal?“ oder Buzzwörter wie „Flüchtlingswelle“ und „Asyl-Schock“. Rassistische Stereotype, die denen in die Hände spielen, die mit Hass Reichweite machen. Im Workshop der Neuen deutschen Medienmacher*innen erarbeiten wir an aktuellen journalistischen Posts, welche Sprache und Bilder problematisch sind. Aber wir scrollen auch durch kurze Titel und gute Teaser, die ganz ohne Rassismus auskommen und zeigen, wo es im Redaktionsalltag Anregungen für diskriminierungssensible Bilder gibt.
Referentinnen: Jutta Brennauer & Eda Öztürk (Neue deutsche Medienmacher*innen)
12:30 - 13:00 Feedback
13:00 - 13:30 Mittagessen
14:00 Ende