Für viele junge Menschen, die im Journalismus Fuß fassen wollen, ist ein Volontariat das erträumte Ziel. Doch wenn es dann geschafft ist, kann das Erwachen aus dem Volo-Traum ziemlich hart werden und sich die Wirklichkeit als viel rauer erweisen als gedacht.
Außer den Anbietern journalistischer Volontariate, die sich nicht an das im Tarifvertrag geregelte Gehalt halten, gibt es auch Ausbildungen, die ein ganz anderes Ziel als den Journalismus habe, sich aber trotzdem Volontariat nennen. In den großen Sendern gibt es Volontariate für wissenschaftliche Dokumentare und Aufnahmeleiterinnen, für Medienarchivare und Requisiteurinnen. Museen suchen Volontäre, PR-Agenturen stellen Volontärinnen ein und auch Schulbuchverlage verwenden für ihren Berufsnachwuchs den Begriff „Volontär“.
Volontariat ist also noch lange nicht gleichbedeutend mit einer journalistischen Ausbildung. Allerdings ist auch dort inhaltliche Vorsicht geboten, wo eine Ausschreibung vielleicht ein journalistisches Umfeld erwarten lässt. ProSiebenSat.1 sucht unter dem Begriff „Volontariat in einer TV-Redaktion“ keineswegs nur künftige Anchorwomen für die Nachrichtensendungen, sondern auch den Nachwuchs für die Comedy-Redaktion. Zusätzlich bietet der private Sender PR-Volontariate an, ebenso wie der öffentlich-rechtliche SWR. Kundenmagazine bilden Volontärinnen aus, Verlage, die Rätselhefte herausgeben, tun es auch. Mancher Anbieter weiß auch selbst nicht so genau, was er eigentlich meint und benutzt die Begriffe Volontariat und Praktikum schon in der Stellenanzeige schön durcheinander.
Der Volo-Ratgeber der dju in ver.di zeigt, wie gute Ausbildung aussehen kann und soll. Damit will er Bewerberinnen und Bewerbern helfen, Angebote besser einzuschätzen. Informationen und Anregungen sollen die Volos dabei unterstützen, die ihnen zukommende Betreuung in den Redaktionen einzufordern, wenn die Ausbildung innerhalb des Volontariats zu wünschen lässt. Der Volo-Ratgeber will den journalistischen Nachwuchs begleiten bei den ersten professionellen Schritten im Beruf, sei es in der Redaktion oder als Freiberufler. Nur wer weiß, wie ein gutes, den Tarifverträgen entsprechendes Volontariat aussieht, kann das kaschierte Praktikum von der soliden Ausbildung unterscheiden.
Tarifvertrag 2016 novelliert
Das Volontariat an Tageszeitungen ist seit 1990 durch einen Tarifvertrag geregelt und wurde Ende 2016 novelliert, um die Ausbildung an die vielen Veränderungen in der Medienbranche anzupassen. Der Grund war die zwischen Journalistengewerkschaften und Verlegern herrschende Übereinstimmung, dass trotz des freien Zugangs zum Journalistenberuf eine systematische Ausbildung in Theorie und Praxis wichtig ist. Der modernisierte Tarifvertrag, der sich auch den digitalen Medien stärker zuwendet, hat als Anhang einen Musterausbildungplan, der die grundsätzlichen Anforderungen sowie viele Themenvorschläge für die innerbetriebliche Ausbildung auflistet.
Im gleichen Jahr 1990 wurde auch der Volontärstarifvertrag für Zeitschriften abgeschlossen, der bisher noch nicht novelliert wurde.
Die Tarifverträge sowie der Musterausbildungsplan für Tageszeitungen sind hier zu finden.
Einige Regeln
Tageszeitungen:
Zeitschriften:
(nach vollendetem 22. Lebensjahr)
Privatfunk:
für Volos mit berufsbegleitender Ausbildung an einer Berufsakademie, Journalistenakademie:
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk:
Deutschlandradio bietet 2.173 Euro im 1. und 2. Halbjahr, 2.266 Euro im 3. Halbjahr, der Westdeutsche Rundfunk 2.059 € monatlich im ersten und 2.166,10 € im zweiten Jahr. Der Bayerische Rundfunk hat folgende Staffel: 1. bis 6. Monat: 1.855,00 Euro, 7. bis 12. Monat: 2.055,00 Euro, 13. bis 24. Monat:2.252,00 Euro. Der NDR zahlt im 1. Halbjahr 1.684,05 Euro, im 2. Halbjahr 1.770,76 Euro, im 3. Halbjahr 1.857,47 Euro, im 4. Halbjahr 1.944,18 Euro.
Andere Sender haben teilweise niedrigere Sätze.
Eine Ausnahme ist der RBB mit seiner Electronic Media School, die ab kommendem Jahrgang eine Ausbildungsvergütung von 1400 Euro zahlt.
Stand: 1.6.2023