Geschichte der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union dju

Die dju ist eine Berufsgruppe innerhalb der Fachgruppe Medien, Journalismus und Film in ver.di. Gegründet wurde sie 1951. Journalistinnen und Journalisten organisierten sich an der Seite ihrer Kolleginnen und Kollegen aus Druck und Druckvorstufe, aus Verlag und Redaktion, aus Technik und Verwaltung nach dem Motto „ein Betrieb, eine Gewerkschaft“ – zuerst in der IG Druck und Papier, dann in der IG Medien, nun in ver.di. Eine Geschichte von Kämpfen, Niederlagen und Erfolgen, Ausdauer und Solidarität.

© Rudi Kleiber
Rote Karten 2
03.04.2024

INHALT

Gründung der dju 1951

Es begann am 1. April 1951, da gründeten Willy Brandt, Heinz Kühn, Jakob Kaiser, Ernst Lemmer, Fritz Sänger, August Enderle und viele weitere die gewerkschaftliche Journalistenorganisation im Deutschen Gewerkschaftsbund DGB als Berufsgruppe der IG Druck und Papier. Grundgedanke der Gründungsmitglieder: Alle, die mit der Herstellung einer Zeitung beschäftigt sind, gehören in eine Gewerkschaft.

 
Heinz Kühn, Gründungsmitglied der dju, 1966 bis 1978 Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen
© Hans-Helmut Bauer/Archiv IG Medien

1957 wurde Gründungsmitglied Heinz Kühn Vorsitzender

Als erster Berufsgruppenvorsitzender wurde 1951 August Enderle gewählt und bei der Bundesberufsgruppenkonferenz 1953 in Stuttgart bestätigt. Seine Nachfolge trat 1957 Heinz Kühn an, Enderle wurde Ehrenvorsitzender. Beim Gewerkschaftstag in Hannover im November 1959 löste der Chefredakteur der Gewerkschaftlichen Monatshefte, Walter Fabian, Kühn ab. Ein bekanntes Bundesvorstandsmitglied war zehn Jahre lang Emil Carlebach.

Den Namen Deutsche Journalisten-Union (dju) erhielt die Berufsgruppe 1960. In diesem Jahr bekam die dju ihren ersten Geschäftsführer. 1964 wurde Gerd Herda von der Frankfurter Rundschau zum Vorsitzenden gewählt.

Die spannenden Gründungsjahre beschrieb Klaus Betz 1991 zum 40jährigen Jubiläum in der Zeitschrift „Publizistik & Kunst" der IG Medien:

 

Vom Berufsverband zur Berufsgruppe

BLNPFS01journal$RelaunchGeschichte.pdf (PDF 44 kB)

 

Von 1968 bis 1989: Von der IG Druck & Papier zur IG Medien

Erst 1968 erkannte der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger die dju als Tarifvertragspartei an. Mit der „Aktion Federblitz“ wurden die Weichen neu gestellt – von den Druckern, Setzern, Rotationern und den Journalistinnen und Journalisten gemeinsam erkämpft.

 
Eckart Spoo auf der Bundeskonferenz der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien am 23./24. 11. 1989 in Mainz
© Jo E. Röttgers/Graffiti

1970 wird Eckart Spoo Vorsitzender

Bis dahin waren Tarifverhandlungen lediglich regional oder in Betrieben geführt worden. 1970 wurde Eckart Spoo zum Vorsitzenden gewählt; 1972 übernahm Hans Büttner die Bundesgeschäftsführung. 1977 wurde der erste Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (heute Bundesverband der Digitalspublisher und Zeitungsverleger) BDZV vereinbart, dem sich die Verleger aus Hessen nicht anschlossen.

Streik der Redakteurinnen und Redakteure 1980 für eine 40-Stunden-Woche beim Remscheider Generalanzeiger. In der Mitte Redakteurin Waltraud Bierwirth mit Megafon.
© Manfred Scholz
Streik der Redakteurinnen und Redakteure 1980 für eine 40-Stunden-Woche beim Remscheider Generalanzeiger. In der Mitte Redakteurin Waltraud Bierwirth mit Megafon.

1980 wurde mit einem Streik, an dem sich Redakteure an mehr als hundert Zeitungen beteiligten, ein Manteltarifvertrag erzwungen, der erstmals die Arbeitszeit von festangestellten Journalisten an Tageszeitungen mit einer 40-Stunden-Woche an fünf Tagen regelte; ab 1986 wurde die Wochenarbeitszeit auf 38,5 Stunden im Manteltarifvertrag reduziert. Mit der Gründung der IG Medien im November 1989 wurde die Berufsgruppe der IG Druck und Papier zur Fachgruppe dju/SWJV der IG Medien.

 
Hartmut Schergel, Vorsitzender der dju seit 1986,  auf dem 1. Gewerkschaftstag der IG Medien 1989 in Hamburg
© Werner Bachmeier

1986 übernimmt Hartmut Schergel

Hartmut Schergel, Redakteur des Kölner Stadt-Anzeigers, trat 1986 die Nachfolge Spoos als Vorsitzender an. Mit der Gründung der IG Medien im November 1989 wurde die Berufsgruppe der IG Druck und Papier zur Fachgruppe dju/SWJV der IG Medien. Hartmut Schergel schrieb im Dokumentationsband zum 50 Jahre-Jubiläum (s.u.): "Wir sind richtige Gewerkschafter geworden". Und Gerhard Manthey schrieb über die erfolgreiche Tarifarbeit.

1990 bis 2001: Streik für gute Ausbildung

In der Tarifauseinandersetzung der Redakteurinnen und Redakteure, die sich bis ins Jahr 1990 zogen, ging es um die Durchsetzung der 35-Stunden-Woche und erstmals mit vereinten Kräften von jung und älter um eine gute Ausbildung für angehende Journalist*innen. 

Der Kampf um einen Volontärstarifvertrag trat in den Vordergrund bei den Arbeitsniederlegungen. Es gab Streiks an 104 Tageszeitungen, an denen sich mehr als 15.000 Redakteurinnen und Redakteure beteiligten. Es war der bis dahin längste Streik von Journalistinnen und Journalisten in Deutschland.

Damit wurde endlich ein Tarifvertrag erreicht, der die journalistische Ausbildung im Rahmen eines Volontariats im Grunde bis heute für Tageszeitungen und Zeitschriften regelt. Für die Zeitschriften wurde er sogar für allgemeinverbindlich erklärt: Er gilt daher in allen Zeitschriften, ob tarifgebunden oder nicht. 2016 wurde der Ausbildungstarifvertrag für Tageszeitungen auf der Basis von 1990 novelliert und mit einem Musterausbildungsplan versehen. 

 
Tarifverhandlungen am 21. November 1989 in Hamburg
© Günter Zint/Pan-Foto

Tarifverhandlungen für gute Ausbildung

Tarifverhandlung der IG Medien und des DJV mit den Zeitungsverlegern am 21. November 1989 in Hamburg. Es geht um die Tarifverträge für Redakteurinnen und Redakteure und eine tarifliche Regelung für die Journalistenausbildung. Links Inez Kühn, Betriebsratsvorsitzende Stader Tageblatt und Verhandlungsführer Detlef Hensche (Mitte) mit einem Kollegen im Gespräch.

Warnstreik für einen Volontariats-Tarifvertrag 1990 vor der WAZ und der NRZ in  Essen
© Manfred Scholz
Warnstreik für einen Volontariats-Tarifvertrag 1990 vor der WAZ und der NRZ in Essen
Streik für gute Ausbildung
© privat
Streik für gute Ausbildung 1990 mit Verhandlungsführer Detlef Hensche (rechts)

„Der Ausbildungstarifvertrag ist ein wichtiger Meilenstein in der Tarifgeschichte der Redakteure und Redakteurinnen. Mindestens so bedeutend wie 1980 der Durchbruch zu 40-Stunden-Woche. Organisierte Kolleginnen und Kollegen streiken für immaterielle Werte, nämlich eine bessere Ausbildung. Ein Streik und ein Ergebnis am Ende - ein brauchbarer Tarifvertrag. Das kann sich sehen lassen“, bewertete Tarifsekretär Gerhard Manthey das Ergebnis in „Publizistik und Kunst“, 4/91.

Nach der Auflösung des Verbandes der Journalisten der DDR (VDJ) 1990 baute die dju Fachgruppen in den neuen Bundesländern auf. Zu ehemaligen VDJ-Mitgliedern kamen 1991 auch die Journalistinnen und Journalisten der Fachgruppe Rundfunk/Film/AV-Medien (RFAV) zur dju. Bei der Bundesfachgruppenkonferenz 1992 in Springen wurden Jutta Ditfurth, Wolfgang Mayer und Hans-Otto Wiebus zu Bundesvorsitzenden gewählt und übten das Amt gemeinsam aus.

 
Der neue Bundesvorstand der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien 1992
© dju.Archiv
Der neue Bundesvorstand der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien: Wolfgang Mayer, Jutta Ditfurth, Hans-Otto Wiebus (vorn); Werner Petschick, Heike Haubold, Margret Lünenborg, Mechthild Kock und Thomas Feilen (hintere Reihe, v.l.n.r.) gewählt auf der Bundesfachgruppenkonferenz 1992 in Springen.

1995 erhielt die dju wiederum drei gleichberechtigte Bundesvorsitzende: Mechtild Kock, Gunter Haake und Carsten Seibold. Sie amtierten bis November 1997 und wurden von einem kommissarischen Bundesvorstand ersetzt, dem Franziska Hundseder vorstand. Sie wurde im Oktober 1998 zur Vorsitzenden gewählt.

 
Bundesfachgruppenkonferenz der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien 1997 in Stuttgart
© Jo E. Röttgers/Graffiti
Bundesfachgruppenkonferenz der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien 1997 in Stuttgart
Der neue Vorstand der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien gewählt 1998 in Stuttgart: Jutta Thoma, Franziska Hundseder (Vorsitzende), Gundula Lasch, Susanne Stracke-Neumann, Joseph Hake (vorn, v.l.n.r.) Günter Frech, Herbert Steins, Udo Milbret (stellv. Vorsitzender), Manfred Protze (stellv. Vorsitzender), Frank Wiebrock, Holger Wenk (hintere Reihe, v.l.n.r.)
© Jo E. Röttgers/Graffiti
Der neue Vorstand der Fachgruppe Journalismus in der IG Medien gewählt 1998 in Stuttgart: Jutta Thoma, Franziska Hundseder (Vorsitzende), Gundula Lasch, Susanne Stracke-Neumann, Joseph Hake (vorn, v.l.n.r.) Günter Frech, Herbert Steins, Udo Milbret (stellv. Vorsitzender), Manfred Protze (stellv. Vorsitzender), Frank Wiebrock, Holger Wenk (hintere Reihe, v.l.n.r.)

Im Jahr 2000 nahm die dju das 20.000. Mitglied auf. 2001 feierte die dju ihr 50jähriges Bestehen (siehe Kapitel "Dokumentation zum 50jährigen Bestehen der dju).

 

Die nachhaltige Wirkung des Ausbildungstarifvertrags - im Volo-Ratgeber seit 2006

Der 1990 durch einen langen Streik erkämpfte Ausbildungstarifvertrag wurde 2016 an die rasante Entwicklung in der Branche angepasst. Und wie gute Ausbildung aussehen soll, das zeigt der Volo-Ratgeber, der Berufsinteressierte und Berufsanfänger seit 2006 begleitet. Inzwischen in der vierten Auflage von 2024.

 
Alle vier Volo-Ratgeber seit 2006
© dju.Archiv
Alle vier Volo-Ratgeber seit 2006

Der Volo-Ratgeber stellt Tarifverträge für Volontariate an Tageszeitungen, Zeitschriften und im privaten Rundfunk vor und gibt Einblicke in die Ausbildungen in öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, Agenturen und Journalistenschulen.

Mehr Informationen zum Volontariat im Journalismus.

Zu den Tarifverträgen für Volontariate an Tageszeitungen und Zeitschriften.

Mehr zum Berufseinstieg, zur Aus- und Weiterbildung gibt es hier auf der dju-Seite.

Einen Überblick über die Trends im Volontariat bietet das M-Dossier "Neue Regeln für Journalismus-Nachwuchs"

 

Vorsitzende und Geschäftsführer*innen

Die Journalistin Franziska Hundseder (u.a. Mitarbeiterin des Fernsehmagazins Panorama; Stern; Die Zeit) wurde 1997 zur Vorsitzenden des Bundesvorstandes der dju gewählt.

 
Manfred Protze (vorn) und Malte Hinz beim Journalistentag 2006 in Berlin.
© Christian von Polentz/transit

Manfred Protze und Malte Hinz

2002 übernahm Manfred Protze (links, dpa Oldenburg) den Vorsitz. 2004 wurde Malte Hinz (Westfälische Rundschau) Vorsitzender. 

Ulrich Janßen
© Jo E. Röttgers/Graffiti

2008 wird Ulrich Janßen dju-Vorsitzender

2008 löste Ulrich Janßen (Nordwest-Zeitung Oldenburg) nach einer Wahl im Bundesvorstand den bisherigen dju-Vorsitzenden Malte Hinz ab. Ulrich Janßen wurde 2011 von den dju-Delegierten der Bundeskonferenz als Vorsitzender wiedergewählt und auch 2015 mit großer Zustimmung in seinem Amt bestätigt. Er verstarb in der Nacht zum 31. März 2017. 

Bei ihrer Bundeskonferenz am 8. Februar 2019 in Berlin wählten die Delegierten die ZEIT-Online-Redakteurin Tina Groll (Berlin) zur Vorsitzenden. Ihre Stellvertreter sind seither Peter Freitag (Redakteur Rheinische Redaktionsgemeinschaft RRG) und Lars Hansen (damals Freier in Hamburg, heute Funke Mediengruppe). Alle drei wurden in ihren Ämtern 2023 bestätigt.

 
Bundesvorstand der dju 2023
© Kay Herschelmann
Bundesvorstand der dju 2023 in Berlin: Alexandra Roth (Fotografin), Johann Stephanowitz (Zeit Online, Jugend), Lars Hansen (Funke Mediengruppe), Peter Freitag (Rheinische Redaktionsgemeinschaft), Tina Groll (Zeit-Online), Jan-Marcus Holz (MDR), Renate Gensch (Selbstständige), Annette Rose (Selbstständige) (v.l.n.r.). In den Vorstand wurden am 11. Februar 2023 auch Alina Leimbach (Selbstständige, taz) und Michael Trauthig (Stuttgarter Zeitung) gewählt. Sie konnten leider nicht an der Konferenz teilnehmen.
Geschäftsführer*innen der dju: (von links): Rudi Munz, Ulrike Maercks-Franzen, Cornelia Berger und Monique Hofmann
© dju.Archiv
Geschäftsführer*innen der dju: (von links): Rudi Munz, Ulrike Maercks-Franzen, Cornelia Berger und Monique Hofmann

dju-Geschäftsführer Rudi Munz  (1990- 2001) entschied sich nach der ver.di-Gründung, am alten Sitz der IG Medien in Stuttgart für die neue Gewerkschaft im Medienbereich tätig zu sein. In Berlin übernimmt Ulrike Maercks-Franzen (2002 bis 2011), vorher Redakteurin von M - Menschen Machen Medien. Ihr folgen Cornelia Berger (2011 bis 2020) und seit 2020 Monique Hofmann.

 

Die neue Fachgruppe Medien entsteht

Am 3. und 4. März 2007 wurde die neue Fachgruppe Medien in ver.di gegründet. M - Menschen Machen Medien berichtete: "Die neue ver.di-Fachgruppe Medien wurde am ersten März­wochenende in Berlin aus der Taufe gehoben. Die Protago­nisten kamen aus der Deutschen Journalis­tinnen- und Journalisten Union (dju) und der Fachgruppe Rundfunk Film und Audiovisuelle Medien (RFAV). Ziel des ehrgeizigen Projekts ist es, die Kräfte zu bündeln. Es gilt, den Anforderungen der rasanten Entwicklung der Medienbranche mit Engagement und Kompetenz zu begegnen, sie konstruktiv mitzugestalten. Das Herz der Medien­politik von ver.di soll in dieser Fachgruppe schlagen, die 45.000 in der Gewerkschaft organisierte Medienschaffende vertritt."

 

„Die Bündelung der Kräfte in der neuen Fachgruppe Medien ist die richtige Antwort auf die Entwicklung der Medien­wirtschaft.“

Frank Werneke

„Wenn man die Wirkungsweisen des Kapitalismus mit einem Hurrikan vergleicht, dann befindet sich die Medienbranche nicht im Auge, sondern im Zentrum des Sturms“, so Werneke. Die Auseinandersetzungen hätten in den letzten Monaten zugenommen, in unterschied­lichem Tempo und auch in unterschiedlicher Ausprägung deutlich an Schärfe gewonnen. Ausstieg aus Tarifverträgen, Dumping und unechte Leiharbeit gehören inzwischen zur Medienbranche.

 

Die dju vertritt in der Fachgruppe Medien als eigenständige Berufsgruppe  die berufspolitischen und ethischen Interessen der Journalist*innen aller Medien. Zum Vorsitzenden der neuen Fachgruppe Medien wurde Werner Ach (ZDF) gewählt. 2011 wurde seine Wahl bestätigt. Am 21. und 22. Februar 2015 wurde in der 3. Bundeskonferenz der Fachgruppe Medien in Berlin Manfred Kloiber (freier Journalist, Deutschlandfunk und WDR) zum neuen Vorsitzenden gewählt, am 9. Februar 2019 wurde er in dieser Funktion bestätigt, ebenso am 11. Februar 2023. 

 
Bundesfachgruppenvorstand MJF
© Kay Herschelmann
Der 2023 in Berlin gewählte Bundesvorstand der Fachgruppe Medien, Journalismus und Film mit ihrem Vorsitzenden Manfred Kloiber (2. von links)
Medien Logo
© ver.di

Neuer Name, neues Logo

Seit 2023 heißt die Fachgruppe Medien "Medien, Journalismus und Film" und ist Teil des 2023 fusionierten ver.di-Bundesfachbereichs Finanzdienste, Kommunikation und Technologie, Kultur, Ver- und Entsorgung. Der Vorsitzende ist der freie Radiojournalist Manfred Kloiber (Köln). Hauptamtlicher Leiter des Bundesfachbereiches und Bundesvorstandsmitglied ist der gelernte Journalist Christoph Schmitz-Dethlefsen.

Journalismustage seit mehr als 36 Jahren

Nachdenken, Streiten, Perspektiven entwickeln über und für den Beruf - von jeher ein zentrales Thema der Journalistinnen und Journalisten in der Gewerkschaft. Die Berufsauffassung wandelte sich mühsam, aber erkennbar, auch die Qualitätsdebatten auf den dju-Journalistentagen trugen dazu bei. Seit 1986 trafen sich dazu engagierte Mitglieder, Gäste und Hauptamtliche der dju am letzten Samstag im November auf Bundesebene, die ersten Jahre (1987 – 1993) im Sitzungssaal des Rathauses in Mainz, dann an wechselnden Orten, seit 2001 im großen Sitzungssaal der ver.di-Bundesverwaltung in Berlin. Seit 2016 finden die Treffen - nun unter dem Label „Journalismustag“ - am letzten Wochenende im Januar statt. Nur zweimal in all den Jahren musste dieser Termin ausfallen – 1998 nach einer Häufung von Konferenzterminen auf allen Ebenen bis weit in den November hinein, 2021 gab es pandemiebedingt einen Livestream von einer Veranstaltung ohne direkte Teilnehmer, die dann auch 2022 nicht zusammenkommen konnten

 
4. Journalistentag der IG Medien am 25. November 1989 in Mainz
© Joachim E. Röttgers/GRAFFITI
4. Journalistentag der IG Medien am 25. November 1989 in Mainz

Die Themenliste spiegelt eine große Vielfalt, Aktualität und Zugewandtheit zum beruflichen Alltag - vom Lokaljournalismus (1987), der Situation der Freien (1989) und der Frauen (1994) im Journalismus über „Innere Pressefreiheit“ („Allen Herren zu Diensten?“1991, 1997 „Medienmarkt Europa. Journalismus unter Druck“, „Zensor Markt. Innere Medienfreiheit – Qualitätskontrolle“, 2006 , „Under Pressure. Die Freiheit nehm ich mir“, 2018) und andere Aspekte der Qualitätsdebatte („Verkaufen muss es sich- oder Was bestimmt die Qualität journalistischer Arbeit?“, 1996, „Wozu noch Recherche? Qualitätsstandards im Journalistenalltag“, 2002, gleich in zwei aufeinanderfolgenden Jahren „Journalismus heute – im Spannungsfeld zwischen Produktivität und Qualität“ 2007 und 2008).

Die Frage der eigenen Haltung und Verantwortung wurde immer wieder thematisiert: 1992 diskutierte man bereits über „Festung Europa – Neues Feindbild Armutsflüchtlinge“, 1999 über „Medien 2000 – Gesellschaftlicher Auftrag oder Auftrag der Gesellschafter?“, 2000 über „Die permanente Lust an der Gewalt – Medien und Gewalt“, 2011 über „Unter Einfluss. Agenda-Setting in den Medien – Machen wir das? Oder wer?“, 2012 zum Thema „Gemein machen – Partei ergreifen – Sollen wir das? Dürfen wir das? Oder müssen wir das sogar?“, 2020 über „Hinschauen, weghören, eingestehen? Alles eine Frage der Haltung.“ Und gleich 2021 aktuell „Gatekeeper oder Hatekeeper? Wo steht der Journalismus in der Corona-Pandemie?“.

Für viele unvergessen die nachdrückliche Besinnung auf die Rolle der Medien 2001: „Macht und Ohnmacht der Worte und Bilder. Die Welt nach dem 11. September“ am 24.11. 2001 in Dortmund.

Neue Technik in Beruf und Betrieb löst Fragen und Probleme, Chancen und Qualifizierungsbedarf für Freie und Angestellte aus – dazu versuchten bereits 1993 unter dem Motto „Computer besetzen unsere Köpfe – Die Herren der Medien?“ Praktiker aus Betrieben und Ausbildung Antworten zu geben, das spielte bei den Qualitäts- und den Kontrollfragen eine Rolle (siehe oben) und explizit wieder 2017 unter „Hashtag, Hightec, Hackmac – Journalismus mit Daten“, 2019 ging es dann um Aus- und Weiterbildung unter dem Titel „Zurück in die Zukunft. Push the Button.“

 
Graphic Recording vom Journalistentag 2019
© Franziska Ruflair /Grafik, Jan-Timo Schaube, Foto
Journalistentag 2019: Graphic Recording von Franziska Ruflair

Auf den Journalismustagen diskutier(t)en wir eigentlich immer über den „Wert unserer Arbeit“ (2009) und Risiken und Nebenwirkungen: „Produzieren bis zum Umfallen? Mental Health im Journalismus“ (2024).

 
Journalismustag 2024
© Kay Herschelmann
Journalismustag 2024

#krassmedial Medientage – seit 2023 Sommerakademie

Die Medientage der dju sind ein seit 2011 beliebtes Veranstaltungsformat bei Gewerkschaftsmitgliedern und Medien-Interessierten. Sie bieten Möglichkeiten für den Erfahrungsaustausch, die Diskussion über aktuelle medienpolitische Fragen und die Weiterbildung. Gerichtet sind sie an aktive, hauptberuflich arbeitende Journalist*innen mit dem Fokus auf junge Kolleg*innen.

Bis 2015 fand diese Veranstaltung in der Bildungsstätte Lage-Hörste (NRW) statt – von der IG Medien in ver.di eingebracht. „Entfremdete Medien – Die Rolle von Glaubwürdigkeit und Vertrauen im Journalismus“ war der Titel der fünften Medientage in Lage-Hörste, zu denen vom 29. bis 31. Mai 2015 rund 50 Journalistinnen und Journalisten, aber auch Medieninteressierte anderer Berufe gekommen waren.

 
#krassmedial-Sommerakademie 2023
© Charles Yunck
#krassmedial-Sommerakademie 2023

Nachdem die beliebte und traditionsreiche Bildungseinrichtung in Lage-Hörste 2015 geschlossen wurde, zogen die Medientage 2016 nach Berlin-Wannsee in das ver.di-Bildungs- und Begegnungszentrum Clara Sahlberg und firmierten mit Blick auf die Digitalisierung unter dem Label #krassmedial. Beim Thema „Medienarbeit heute und morgen“ ging es dann im ersten Wannsee-Jahr um „krassmediale“ Veränderungen in Berufsbildern, neue Anforderungen und damit verbunden neue Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle.

Unter dem Motto: „Medien, Menschen, Maschinen – wo bleibt die Moral?“ wurde 2017 am Wannsee diskutiert, wie eine „neue digitale Werteordnung“ in Gesellschaft und Journalismus aussehen könnte. Die Zukunft des kritischen Journalismus stand 2019 bei den 9. ver.di-Medientagen auf der Agenda. Diskutiert wurde über journalistisches Arbeiten, den Zusammenhang von Handwerk und Haltung, wenn Stress und Druck herrschen, Klicks und Quoten zählen – und die Glaubwürdigkeit des Berufsstands, die von Teilen der Gesellschaft in Zweifel gezogen wird.

Künstliche Intelligenz im Journalismus: Was kann sie, was darf sie, wie nutzen wir sie, wer checkt ihre ausgeworfenen Fakten, wer verantwortet die Ergebnisse – bleibt das Urheberrecht auf der Strecke? Darauf gab die ver.di-Sommerakademie #krassmedial 2023 einige Antworten, fokussierte auf Probleme und formulierte Anforderungen für die redaktionelle Arbeitswelt. Workshops über den Schutz von Journalist*innen, ergänzten das anspruchsvolle Programm am Berliner Wannsee

 
Die Medientage 2016 am Wannsee: Monique Hofmann, Martha Richards, Stephan Kolbe und Cornelia Haß fassen die Ergebnisse der "Speed Labs" zusammen (v.l.n.r.)
© Hermann Haubrich
Die Medientage 2016 am Wannsee: Monique Hofmann, Martha Richards, Stephan Kolbe und Cornelia Haß fassen die Ergebnisse der "Speed Labs" zusammen (v.l.n.r.)

Publikationen der dju: Von Print zu Internet und Newsletter

Von der "feder" über "Publizistik & Kunst" bis zu "M Menschen Machen Medien". Und die dju-Newsletter nicht zu vergessen, die seit gut 20 Jahren abonniert werden können.

Ab 1951 erschien als Mitgliederzeitschrift "die feder". 1991, nach der Gründung der IG Medien, ging die dju-Publikation "die feder" zusammen mit der Zeitschrift "HFF – Hörfunk, Fernsehen Film" der RFFU in der Fachzeitschrift "Publizistik & Kunst" auf.

 
M 3/2023
© shutterstock/agsandrew/M Dreßler

Seit 1994: M Menschen Machen Medien

Seit 1994 erscheint die medienpolitische Zeitschrift "M Menschen Machen Medien" für die Mitglieder der Fachgruppen Rundfunk/Film/Audiovisuelle Medien und Journalismus - Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) - erst in der IG Medien, später im Fachbereich Medien, Kunst und Industrie. 

Heute gehört die Fachgruppe Medien, Journalismus uns Film zum ver.di-Bundesfachbereich Finanzdienste, Kommunikation und Technologie, Kultur, Ver- und Entsorgung.

Seit 1996 gibt es "M" auch im Internet - mit Archiv und Suchfunktion. Zum 1. Januar 2016 ist der Online-Auftritt der "M" enorm ausgeweitet worden. Als Printheft erscheint "M" jetzt viermal im Jahr mit jeweils einem Schwerpunktthema.

Seit Januar 2019 ist jeden Monat ein neuer M-Podcast zu Medienthemen zu hören.

Seit gut 20 Jahren bietet die dju einen monatlichen Newsletter für junge Journalist*innen und alle, die es werden wollen, an. Seit März 2022  gibt es drei Newsletter der dju und der Fachgruppe Medien, Journalismus und Film im Monat: Einen für alle Berufsinteressierte und junge Medienschaffende einmal im Monat und zweimal den dju-Newsletter für alle Kolleginnen und Kollegen im Journalismus 

 
Junge Medienmenschen
© dju/ver.di
Junge Medienmenschen

Dokumentation zum 50jährigen Bestehen der dju

Zur 50-Jahr-Feier der ehemaligen Berufsgruppe in der IG Druck und Papier, dann der Fachgruppe Journalismus (dju/SWJV) in der IG Medien und inzwischen der Deutschen Journalistinnen - und Journalisten-Union dju in ver.di entstand 2001 eine umfangreiche Dokumentation der Geschichte der dju.

Für diesen Jahrestag 2001 haben wir eine Reihe dju-Mitgliedern, die in Vorständen auf den verschiedensten Ebenen, in Tarifkommissionen und Freien-AGs, als Volontärinnen oder Volontäre, als Spezialisten für die verschiedensten Themen aktiv waren oder sind, die das Gesicht der dju nach innen und außen geprägt haben, nach ihren Gedanken zu diesem Jahrestag gefragt. Wir wollten wissen, was ihnen die Mitgliedschaft bedeutet und/oder bringt oder gebracht hat; welche Bedeutung gewerkschaftliche Organisation für Journalistinnen und Journalisten für sie hat(te); ob sie dieser Organisation weiterhin Bedeutung zumessen; welches die Themen der Zukunft sein werden; welche Ansprüche sie an eine Gewerkschaft stellen, in der sie weiter Mitglied sein wollen und… und und.

 

"Wir sind richtige Gewerkschafter geworden!"

Hartmut Schergel

 Herausgekommen sind 25 ganz persönliche und vielfältige Antworten, kurze Statements mit einem schillernden Spektrum an Themen, Ideen, Zugängen, Zweifeln und Visionen – eine spannende Lektüre!

 
50 Jahre dju
© dju
50 Jahre dju 2001

Journalisten in der Gewerkschaft - warum eigentlich

\BLNPFS01\journal$\Relaunch\Stellungnahmen.pdf (PDF 100 kB)

 

Erfolgreiche Tarifpolitik

\BLNPFS01\journal$\Relaunch\Manthey.pdf (PDF 16 kB)

 

"Wir sind richtige Gewerkschafter geworden"

\BLNPFS01\journal$\Relaunch\Schergel.pdf (PDF 16 kB)

 

"Eigentlich ein wunderschöner Beruf" Rede von Klaus Bednarz zu "50 Jahre dju"

Eigentlich ein wunderschöner Beruf.pdf (PDF 139 kB)

 

Dazu auch Bericht und Dokumentation in M - Menschen Machen Medien 4/2001

 
Jutta Limbach, hier mit dem damaligen Vize-Vorsitzenden von ver.di, Frank Werneke, hielt eine der Festreden
© Christian von Polentz/transit
Jutta Limbach, hier mit dem damaligen Vize-Vorsitzenden von ver.di, Frank Werneke, hielt 2011 eine der Festreden zur 60-Jahr-Feier der dju

"Mehr Haltung bitte!" Und nicht vergessen: „Journalismus ist immer noch ein herrlicher, bedeutsamer Beruf.“

Volker Lilienthal

60 Jahre: Zeit für Selbstreflexion

Viel Ermutigung war in den Festansprachen für die Jubilarin dju zu im März 2011 hören, die sich lebendig und kämpferisch gibt. Obwohl „60 Jahre noch kein Alter sind“, wie Volker Lilienthal, Professor für Qualitätsjournalismus an der Uni Hamburg, in seiner Rede tröstete, war dennoch Selbstreflexion angesagt. "Mehr Haltung bitte!" Daran selbstkritisch zu arbeiten, gibt es Anlass genug“, mahnte Lilienthal die „Rückbesinnung auf das Kerngeschäft“ an. „Haltung meint unabhängiges Recherchieren, Berichten und Kommentieren im Geiste radikaler Freiheit, aber auch in der Verantwortung gegenüber schützenswerten Gütern wie der Demokratie.“ „Vergessen Sie nie: Sie tragen eine große Verantwortung für den Fortbestand unserer freiheitlich-rechtsstaatlichen Demokratie.“ 

Professorin Jutta Limbach, einstige Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und vormalige Berliner Justizsenatorin, betrachtete die Rolle der Journalisten in einer demokratischen Gesellschaft aus verfassungsrechtlicher Sicht. Durch Aufklärung und Gedankenaustausch Bürgerinnen und Bürger geistig am politischen Geschehen zu interessieren und zu mobilisieren sei eine Leistung des Journalismus. Die dafür nötige Meinungs- und Pressefreiheit erachte das Bundesverfassungsgericht als konstituierendes Element einer freiheitlichen Demokratie. Limbach wünschte: „Bleiben Sie unerschrocken und leidenschaftlich zugleich.“

Zum Bericht in M - Menschen Machen Medien von Bettina Erdmann.

"Im Arbeitsprozess vereint" hat Henrik Müller seine Kolumne zum 60. Geburtstag der dju in M - Menschen Machen Medien überschrieben.

 
Streikdemo in Berlin 2014
© Christian von Polentz
Streikdemo in Berlin 2014

70 Jahre: dju - Ein Angebot zur Mitgestaltung

70 Jahre Liebe zu gutem Journalismus und Stärke im Tarifkampf - und ein - leider ausgefallener - Feiertag im Corona-Pandemie-Jahr 2021. „Mitglied in einer Gewerkschaft wie ver.di zu sein, muss wieder ‚en vogue‘ werden“, wünschte sich Bundesvorstandsmitglied und Berlin-Brandenburger dju-Vorsitzende Renate Gensch zum 70. dju-Geburtstag.

"Die dju - Ein Angebot zur Mitgestaltung" heißt der Rückblick auf 70 Jahre in M - Menschen Machen Medien von Susanne Stracke-Neumann, einem Feiertag in Pandemiezeiten: "Mit dem neuen Jahrtausend kam auch für die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di einiges an Neuem. Noch bevor sie ihren 50. Geburtstag feierte, knackte sie im Jahr 2000 die 20.000-Mitglieder-Marke. 2001 kam ver.di und die dju feierte ihr halbes Jahrhundert im Retro-Look im Kölner Gürzenich. Zur 60-Jahr-Feier waren die Kolleginnen und Kollegen von Rundfunk, Fernsehen und audiovisuellen Medien in der neuen Fachgruppe Medien mit dabei. Und nun, zum 70. Geburtstag, steht der dju in ver.di wieder etwas Neues ins Haus: Ein Feiertag in Pandemiezeiten."

Zum ganzen Artikel

Stimmen zum 70. Geburtstag im Jahr 2021 aus dem dju-Bundesvorstand:

dju-Vorsitzende Tina Groll: "Die Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion hat in ihrer 70-jährigen Geschichte die Tarifpolitik im Journalismus in Deutschland maßgeblich geprägt und gestaltet. Darauf können wir zurecht stolz sein. In Zukunft werden wir dafür sorgen müssen, für gute Arbeitsbedingungen und mehr Chancengleichheit für alle in einem zunehmend digitaler werdenden Journalismus zu sorgen. Wichtig bleibt auch unser Einsatz für Demokratie, Pressefreiheit und unsere Liebe für guten Journalismus."
Tina Groll, dju-Vorsitzende

"Die dju ist seit Jahren die treibende Kraft in der Tarifpolitik für Journalistinnen und Journalisten.  Wir organisieren Solidarität zwischen festangestellten und freiberuflichen Journalist*innen,  ohne dabei die Interessen der anderen Beschäftigten der Medienbranche aus den Augen zu verlieren. Wir gehören zudem zu den maßgeblichen Akteuren in unserer Gesellschaft, wenn es um die Verteidigung von Demokratie und Pressefreiheit geht, in Deutschland, aber auch weltweit. Und nicht zuletzt sind wir eine Organisation, in der sich viele großartige Kolleginnen und Kolleginnen ehren- und hauptamtlich engagieren."
Peter Freitag, stellvertretender Vorsitzender

"Ein be­son­de­rer Er­folg der dju sind die ge­mein­sa­men Ver­gü­tungs­re­geln für Freie an Ta­ges­zei­tun­gen. Sie sind auch ei­ne der wich­tigs­ten Auf­ga­ben: Wir müs­sen sol­che Re­geln auch in al­len an­de­ren Me­di­en­for­men durch­set­zen und mitt­ler­wei­le müs­sen wir lei­der wie­der die Ta­ges­zei­tungs­ver­le­ger da­zu brin­gen, sie auch an­zu­er­ken­nen."
Lars Han­sen, stellvertretender Vorsitzender

"Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger durch Auf­klä­rung und Ge­dan­ken­aus­tausch geis­tig am po­li­ti­schen Ge­sche­hen zu in­ter­es­sie­ren und zu mo­bi­li­sie­ren ist ei­ne der Leis­tun­gen der Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­ten", sag­te die frü­he­re Prä­si­den­tin des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts, Pro­fes­sor Dr. Jut­ta Lim­bach zum 60. Ju­bi­lä­um der dju. Die­ser Satz gilt noch im­mer, muss aber an­ge­sichts der Ver­än­de­run­gen in der Me­dien­bran­che durch die Di­gi­ta­li­sie­rung und im ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Dis­kurs im­mer wie­der hart er­kämpft wer­den. Die dju mit ih­ren knapp 17000 Mit­glie­dern bun­des­weit über­nimmt die­se Auf­ga­be als Teil der Ge­werk­schaft ver­.­di. Sie küm­mert sich um die be­rufs­po­li­ti­schen The­men wie Ethik im Be­ruf, Ar­beits­be­din­gun­gen, Ur­he­ber­rech­ten, Me­dien- und Pres­se­ge­set­ze, Hil­fen für be­droh­te Jour­na­lis­tin­nen und Jour­na­lis­tin­nen und nicht zu­letzt mit den Aus­ein­an­der­set­zun­gen um faire Be­zah­lun­gen für Fes­t­an­ge­stell­te und Freie in Print und On­li­ne. Es ist ein müh­sa­mes Ge­schäft ge­wor­den. Ich bin seit 25 Jah­ren dju-Mit­glied in vie­len Funk­tio­nen, ha­be tol­le Jour­na­lis­ten­ta­ge, Streiks und Ak­tio­nen er­leb­t. Dank an un­se­re frü­he­re Ge­schäfts­füh­re­rin Ul­ri­ke Mae­rcks-Fran­zen und un­se­ren ehe­ma­li­gen dju-Vor­sit­zen­den Ul­rich Jan­ßen, der viel zu früh das ir­di­sche Le­ben ver­las­sen muss­te. Un­se­re Mit­glied­schaft hat sich ge­wan­del­t, knapp 60 Pro­zent sind Freie – oft nicht frei­wil­lig. Ih­nen gilt un­ser be­son­de­res Au­gen­merk. Die dju muss Platt­form und Mo­tor sein, da­mit sie sich in der dju/­ver­.­di ver­net­zen, ei­ne stär­ke­re Stim­me und Durch­set­zungs­kraft ge­gen­über ih­ren Auf­trag­ge­bern be­kom­men. Und Mit­glied in ei­ner Ge­werk­schaft wie ver­.­di zu sein, muss wie­der „en vo­gue“ wer­den. Da­zu müs­sen wir vie­le neue We­ge und Stra­te­gi­en wei­ter ent­wi­ckeln, denn nur als star­ke Grup­pe kön­nen wir für al­le et­was er­rei­chen."
Re­na­te Gensch, Bundesvorstand und Landesvorsitzende Berlin-Brandenburg

"In der In­ter­na­tio­na­len Jour­na­list*in­nen-Fö­de­ra­ti­on und in Eu­ro­pa wis­sen die Or­ga­ni­sa­tio­nen aus 170 Län­dern seit je­her, was sie an uns ha­ben. Kon­se­quen­tes Ein­tre­ten für Pres­se-Frei­heit, faire Ar­beits­be­din­gun­gen und funk­tio­nie­ren­de Struk­tu­ren, So­li­da­ri­tät mit be­droh­ten Kol­legin­nen und Kollegen, in­no­va­ti­ve Pro­jek­te - und The­men wie Gen­der Ba­lan­ce ver­lie­ren wir nicht aus dem Blick."
Joa­chim Krei­bich im Executive Committee der Internationalen Journalisten-Föderation, deren Mitglied die dju in ver.di ist.

 
Joachim Kreibich und Wolfgang Mayer
© Anthony Bellanger
Joachim Kreibich (links) und Wolfgang Mayer 2016 bei der EJF-Generalversammlung in Sarajevo

Joa­chim Krei­bich wurde von seinem Vorgänger Wolfgang Mayer in die anspruchsvolle Arbeit in der Europäischen und Internationalen Journalistenföderation, EJF und IJF, eingeweiht. Das Foto stammt von der EJF-Generalversammlung 2016 in Sarajevo.

 

Hochschulprojekt dju-campus: Hingehen, wo der Nachwuchs ist

Nach Planungen im dju-Vorstand in der IG Medien startet nach der ver.di-Gründung aus fünf Quellgewerkschaften im Frühjahr 2001 zum 1. November 2001 das Innovationsfonds-Projekt "dju-campus", das bis Ende 2003 läuft. In diesen zwei Jahren werden werden enge Beziehungen zur Jugendpresse Deutschland geknüpft. 

 "Die dju möchte mehr Studentinnen und Studenten als Mitglieder gewinnen", berichtet M - Menschen Machen Medien im Januar 2003, nach einem guten Jahr Projektarbeit unter dem provokanten Titel "“Wozu in die Gewerkschaft, ich bin doch in der Barmer!“, der auf einem Veranstaltungserlebnis beruht. "Seit einem Jahr wird quer durch Deutschland an Hochschulen und anderen Ausbildungsstätten für Journalismus die Werbetrommel für die dju gerührt. Es ist nicht zu leugnen: Vielerorts hat der DJV die Nase vorn, und nicht selten sind die angehenden Journalisten und Journalistinnen bereits dem Konkurrenzverband der dju beigetreten, bevor sie überhaupt von dieser gewerkschaftlichen Berufsvertretung gehört haben. Auf einer Konferenz in Berlin zogen die am dju-Hochschulprojekt Beteiligten Mitte November Bilanz. Inzwischen ist das von ver.di finanzierte Projekt um ein Jahr verlängert worden."

Dass die Ansprache der jungen Leute nicht einfach ist, ist ein Resümee dess ersten Treffens der Aktiven der dju-Nachwuchsarbeit: "Die Studenten und Studentinnen von heute sind anders als die von früher, war man sich im gemeinsamen Erfahrungsaustausch schnell einig. Warum auch nicht, das gehört sich schließlich so. Zielstrebiger sind sie – allerdings mit der Tendenz, im Haschen nach einem Karrierezipfel manches vorschnell als unnötigen Ballast abzutun: Ethische Fragen des Journalismus, die Gender-Debatte, Tarif- und Urheberrecht. Für viele von jenen, die heute in der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union (dju) aktiv sind, und die ihr berufliches Selbstverständnis in den Auseinandersetzungen um den Volontär-Tarifvertrag geschärft haben, mag dies verwunderlich sein. Trotzdem ist es ein Faktum: So mancher Student und manche Studentin hat von Gewerkschaften kaum etwas gehört, und warum er einer beitreten soll, weiß sie schon gar nicht: 'Wozu soll ich in die Gewerkschaft, ich bin doch in der Barmer!', lautete eine aussagekräftige studentische Antwort."

Um das zu ändern, gibt es in den beiden Jahren des dju-Hochschulprojekts zahlreiche Besuche und Vortäge bei journalistischen und publizistischen Seminaren an Unis und Hochschulen und Infostände bei Veranstaltungen der Jugendpresse. Als Erfahrung aus den Hochschulkontakten werden auch beziehungen zu zahlreichen Career Center geknüpft, die an den Hochschulen zunhemend entstehen und berufsorientierung bieten. Veranstaltungen zum Berufseinstieg in den Journalismus sind über lange Zeit immer schnell ausgebucht. "Irgendwas mit Medien" ist eine häufige Antwort von Abiturient*innen auf die Frage nach ihren beruflichen Vorstellungen.

Das Projekt erweist sich - wie bei der Planung erhofft - als nachhaltig. Die AG Junge dju, eine schöne Mischung aus erfahrenen und in der Jugendarbeit engagierten Journalist*innen und Berufseinsteiger*innen, plant viele jahre lang gemeinsame Projekte und gegenseitige Beteiligungen mit der Jugendpresse und kann junge Leute für die Posten der Jugendvertreter*innen im Bundesvorstand und auch in Landesvorständen gewinnen.

 
Die ersten Beratungen in der AG Junge dju
© Susanne Stracke-Neumann
Beratungen über gemeinsame Projekte in der AG Junge dju 2006: (von links) Joachim Kreibich, Bernd Mann, Stefan Rippler, Wulf Beleites, Konstantin Erb und Björn Richter.

Die dju ist jahrelang mit dabei auf großer Fahrt der Youth Media Convention auf der Fähre von Kiel nach Oslo und zurück. Sie ist bis heute jedes Jahr mit Infoständen und jungen wie erfahrenenen Journalist*innen auf den Jugendmedientagen, später YouMeCon (von Youth Media Convention) genannt, um zu beraten, Tipps zu geben zur Ausbildung, zum Praktikum und zum Berufseinstieg, zur Kontaktsuche in den Redaktionen für eine freie Mitarbeit. Und natürlich um junge Mitglieder zu gewinnen. Sogar während der Pandemie wie 2022 in Hamburg.

Bei den Aktiven der dju ist besonders die Youth Media Convention auf der Fahrt mit der Fähre von Kiel nach Oslo und zurück beliebt wegen des lebhaften Austausches mit den interessierten, aber auch kritischen jungen Leuten. Kein Problem für die AG Junge dju, Referent*innen zum Mitfahren zu bewegen, wie hier unten 2005 die Bundesvorstandsmitglieder Wulf Beleites (Freier, NDR) und Manfred Protze (dpa), Susanne Stracke-Neumann (Freie Print und Internet) von der AG Junge dju, Inez Kühn, damals Bereichsleiterin Medien, und drittes Vorstandsmitglied Renée Jacqueline Möhler, feste Freie beim SR (von links nach rechts). Bei anderen Fahrten waren zum Beispiel Uli Röhm vom ZDF oder Wolfgang Mayer, Wirtschaftsredakteur bei den Nürnberger Nachrichten, dabei.

 
Referent*innen der dju bei der Youmecon auf hoher See
© Marcus Wenk
Referent*innen der dju bei der Youmecon auf hoher See 2005: Wulf Beleites (Freier, NDR) und Manfred Protze (dpa), Susanne Stracke-Neumann (Freie Print und Internet) von der AG Junge dju, Inez Kühn, damals Bereichsleiterin Medien, und drittes Vorstandsmitglied Renée Jacqueline Möhler, feste Freie beim SR (von links nach rechts)
Youth Media Convention 2007 auf der Fähre Kiel - Oslo - Kiel
© Susanne Stracke-Neumann
Youth Media Convention 2007 auf der Fähre Kiel - Oslo - Kiel
Jugendmedientage 2013
© Christian von Polentz/transit
Jugendmedientage 2013
Ein junger Mann und zwei junge Frauen halten einen schwarzen Jutebeutel mit der Aufschrift "Wir lieben Journalismus!" in der Hand
© Jan-Timo Schaube
Klare Ansage bei den Jugendmedientagen 2016 in Dresden
Veranstaltungen JMT Bremen
© Jan-Timo Schaube
Jugendmedientage 2018 in Bremen

„Bewegt(e) Grenzen – Raise Your Voice“ hieß vom 4. bis 7. Oktober 2018 das Motto der Jugendmedientage in Bremen. Die Pressefreiheit stand bei diesem jährlichen Höhepunkt der Jugendpresse Deutschland auf dem Bremer Unicampus im Mittelpunkt der Workshops und Diskussionen. Auch Fake News und Hassmails waren inzwischen zum Thema der jungen Medieninteressierten geworden.

 

Vor der guten Zusammenarbeit seit dem dju-Hochschulprojekt hatte es oft Auseinandersetzungen um den Jugendpresseausweis gegebendem offiziellen Presseausweis sehr ähnlich war . Als das Vertrauen zwischen Jugendpresse und dju gewachsen ist , kann die die dju in ver.di die Jugendpresse bei Verhandlungen mit dem DJV den Rücken stärken, der das Geschmacksmuster des anerkannten Presseausweises zu dieser Zeit besitzt. Seither unterstützen die dju in ver.di und der DJV den neuen, deutlich gekennzeichneten Jugendpresseausweis ganz offiziell.

Die Entwicklungen in den Jugendmedien und in der journalistischen Ausbildung gehören seit Beginn des dju-Hochschulprojekts und der Gründung der AG Junge dju zum ständigen Berichts-Repertoire in M - Menschen Machen Medien, wie etwa in 6/2003 zu Jugendmedien, 2007 zu Medienstudiengängen oder 2019 zum Volontariat oder im M-Dossier zur neuen Auswahl der Volos 2024.

Angeregt durch die Kontakte mit den vielen jungen Menschen, die an einem Berufseinstieg in die Medien interessiert sind, entstehen eine ganz Reihe von Publikationen: die Broschüren über "Journalistische Programme und Praktika im Ausland", der "Volo-Ratgeber", zahlreiche Flyer zu Praktika und anderen Tipps für junge Medienmenschen sowie ein eigener Newsletter.

Fuß fassen

Mit der Jugendpresse wird eine eigene Reihe gegründet: "Fuß fassen" für einen guten Einstieg in die Medien, wie zum Beispiel  in Leipzig 2011 und in Berlin 2012. Das Konzept wird in vielen Landesbezirken der dju und Landesverbänden der Jugendpresse immer wieder neu aufgelegt, so mehrfach in Frankfurt am Main wie 2017.

 
Fuß fassen, die erste, 2011 in Leipzig
© (c)
Fuß fassen, die erste, 2011 in Leipzig
Praktika-Offensive
© Praktika-Offensive

Gegen unbezahlte Praktika

Auch eine Initiative zu Dritt entsteht für einige Jahre: Die "Praktika-Offensive" von dju, DJV und Jugendpresse. Sie berät junge Leute und rät, keine Prakitka ohne Bezahlung anzunehmen und nicht Praktikum auf Praktikum zu stapeln, sondern einen fairen Berufseinstieg zu verlangen. 

Mit unbezahlten Praktika, keinen oder nur kurzfristigen Übernahmen nach dem Volontariat bei Sendern und Verlagen, geringen Einstellungschancen sogar für Absolvent*innen der berühmten Journalistenschulen, Entlassungswellen in Zeitungsredaktionen, Zusammenlegungen von Titeln und den für die meisten Freien geringen Zeilenhonoraren haben journalistische Arbeitgeber jungen Menschen fatale Signale gesandt.

In anderen Medienbereichen wie der Öffentlichkeitsarbeit oder Werbung lässt es sich besser leben und verdienen. Nicht nur zu einheitlich waren die Bewerber*innen, es wurden einfach zu wenige. Die gewohnt große Auswahl schwand. Die unbezahlten Praktika allerdings auch, weil sie zu unattraktiv geworden waren und Organisationen wie die dju in ver.di, der DJV und die Jugendpresse Deutschland den jungen Menschen den Rücken stärkten, sich das nicht mehr gefallen zu lassen, denn „Du bist mehr wert“, wie ein Motto der „Praktika-Offensive“ hieß.

 

Schlaglichter auf die Wirklichkeit: Der Rotstift regiert

Mit dem neuen Jahrtausend verstärkt sich die Tendenz zum Rotstift bei den Verlagen: In den Redaktionen werden Stellen abgebaut, Redaktionen werden zusammengelegt, Pressevielfalt hin oder her! Druck auf Honorare und Ablehnung von Vergütungen, auch bei Nachnutzungen, neue, unzumutbare Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB): Die ganze Klaviatur des Sparens auf Kosten der journalistischen Qualität wird von den journalistischen Arbeitgebern gespielt. Der Bundesvorstand beauftragt Wulf Beleites, die negative Entwicklung in einem Film darzustellen, der seine Premiere beim Journalismustag 2009 hat: "Schlaglichter auf die Wirklichkeit".

 
Schlaglichter
© Wulf Beleites
Schlaglichter

Wildwest und Einfalt in den Medien

Beleites fängt 2009 an scheinbar zufällig gewählten (Medien)Orten in Ost- und Westdeutschland Symptomatisches ein: den Alltag gewordenen Generalangriff auf Arbeitsplätze in Redaktionen und Verlagen, auf Vergütungen und Honorare, die Wildwestmethoden im Umgang mit Freien und die durch Rationalisierungseffekte um sich greifende – billige – Einfalt in den Medien. Kaufmännisches Denken wird wichtiger als verlegerisches Engagement und die Gier, alles für nichts zu bekommen wächst.

"Schlaglichter auf die Wirklichkeit"  von Wulf Beleites und Kameramann/Cutter Matthias Maercks präsentieren "Wildwest und Einfalt in den Medien", resümiert M - Menschen Machen Medien in der Filmvorstellung. "Beleites lässt Kolleginnen und Kollegen von ihrem alltäglichen Überlebenskampf erzählen, vom enormen Honorarverfall, kostenlosen Nachnutzungen, unzumutbar gewordenen Geschäftsbedingungen und zunehmender Rechtlosigkeit. Wissenschaftler analysieren in Zwischenspots Trends zur Entprofessionalisierung. Betriebsräte und Gewerkschafter decken Mechanismen auf und erklären, wie Gegenwehr funktionieren kann."

Die Probleme und Missstände, die im Film gezeigt werden, sind heute noch aktuell. Gibt man bei  M - Menschen Machen Medien in die Suchmaske den Begriff "Stellenabbau" ein, kann man sich vor Einträgen gar nicht retten: Elf Seiten mit je 16 Einträgen zeugen von der Krise im Journalismus soweit zurück, wie das elektronische Archiv von M reicht, nämlich bis zum Herbst 1996. Wie sich Künstliche Intelligenz auf die Stellen in den Redaktionen und die Chancen von freien Journalist*innen auswirkt, ist noch nicht abzusehen.